Religiöse Weihnachtstexte
Von Christoph Allorr.
In den Uffizien zu Florenz.
Süß träumend in der Kindheit Blüthentagen
Ruht sanft es hier, noch fern von Schmerz und Klagen;
Da seines Lebens ungetrübte Wonnen
Die Stunden schmücken wie mit tausend Sonnen.
Das Christkind schläft - schläft auf dem Kreuz.
Da regt sich trübes, wehmuthschweres Ahnen
Von seiner Zukunft dornenvollen Bahnen,
Indeß sich schauerliche Träume regen
Und tief und schmerzensvoll den Geist bewegen.
Das Christkind schläft - schläft auf dem Kreuz.
Gleich einem Wunder ist es rasch entschwunden,
Das Vorgefühl der jammerreichen Stunden;
Die ganze Seele füllt des Vaters Gnade,
Und Lichtglanz strahlt auf seinem Dornenpfade.
Das Christkind schläft - schläft auf dem Kreuz.
Elfriede Mühlenfels
Weihnachten
So ist sie wieder da, die schöne Zeit,
Da einst der liebe Heiland ward geboren.
Des Vaters Sohn, in alle Ewigkeit,
Erschien der argen Welt, in Sünd verloren. -
O heller Freudenschein im Erdenkreis!
Ertöne Jubelsang, voll Lob und Preis!
Sein Geist durchleuchte unser Denken, Thun!
O möchte leben Er in allen Herzen!
Wir sicher dann in Seiner Liebe ruh'n,
Geborgen auf das Best' in Freud' und Schmerzen.
Behütet treu, gestützt von Seiner Hand,
Ist reich gesegnet eines jeden Stand!
"Es sei die Ehre Gott, dem Herrn, gebracht
Und Fried' auf Erden, Menschen Wohlgefallen!"
So sang in stiller, heil'ger Weihenacht
Der Engel Mund. Der Gruß gilt heut noch allen.
O schalle, Himmelsgruß, durch alle Lande weit,
Daß jeder fühlt: 's ist frohe Weihnachtszeit!
Anna von Knobelsdorff
Mit Halleluja- und Hosiana-Sängen
Schwebt durch die Nacht der sel'gen Engel Chor;
Es öffnet strahlend sich des Himmels Thor,
Mit goldnem Licht die Schatten zu verdrängen.
Ein heilig Grauen will das Herz beengen
Der Hirtenschaar, an deren lauschend Ohr
Die Botschaft klingt, die aus dem Strahlenflor
Herniedertönt in weihevollen Klängen.
Und jauchzend hallt's von ros'gen Wolkenbühnen:
"Heil! Der Messias ist der Welt geboren,
Die in der Sünde finstrer Nacht verloren!
Und zu der Menschen ew'gem Wohlgefallen
Wird er, ein Sterblicher, durch's Leben wallen,
Den Fluch der Schuld durch seinen Tod zu sühnen."
Paul und Anna Heinze
O mein Jesus, den ein irdisch
Weib auf seinen Armen wiegte,
Der sich wie ein Staubgeborner
An ein Mutterherz einst schmiegte.
Mit erbarmungsvollem Lächeln
Reichst du mir die Hand entgegen,
Neigst dein süßes Kinderantlitz
Über mich zum Gottessegen.
Nennst mich deines Himmels Erben,
Winkst mir - ob auch weit verschlagen
Von dem Throne deiner Gnade
Still ich geh' in meinen Tagen.
Öffnest weit die Kinderaugen,
Sag' ich trüb: Mich will's beengen!
Sprichst von Gaben, Weihnachtskerzen
Und der Engel Lobgesängen.
Kindlein, Kindlein, dir zu Füßen
Laß mich knien. Dein ganzes Leben
War ein Opfern, Schenken, Retten -
Was, ach was hab' ich zu geben?
Und was habe ich zu klagen,
Daß mir Glücks genug nicht werde,
Daß des Himmels Traum zu ferne
Grauen Tagen dieser Erde?
Mächtig Kindlein! Schwach und sündig
Bin ich. Wollst mich gnädig trösten,
Mir die letzte Stelle gönnen
Unter den von dir Erlösten.
Therese Keiter
Zu Weihnacht
Fürchtet euch nicht,
Wenn Engel Gottes zu euch treten!
Folgt ihnen, freudig anzubeten;
Sie führen in des Heilands Nähe:
Ehre sei Gott in der Höhe!
Fürchtet euch nicht!
Der Morgenstern ist aufgegangen!
O seht ihn hell am Himmel prangen!
Wo ist nun, Erdennacht, dein Wehe?
Ehre sei Gott in der Höhe!
Fürchtet euch nicht!
Und ist die Nacht auch lang hienieden,
Zur Christnacht weiht sie, daß der Frieden,
Die Liebe obsiegt eurem Wehe;
Ehre sei Gott in der Höhe!
Fürchtet euch nicht!
Folgt ihr dem Sterne mit Vertrauen,
So werdet ihr die Sonne schauen,
Die euch verheißt des Tages Nähe.
Ehre sei Gott in der Höhe!
Minna Fischer
Heil der Stunde,
Wo die Kunde
Uns erklang aus Engelsmunde:
Christ ist geboren!
Heil und Leben
Uns zu geben,
Will er menschlich dulden, streben:
Christ ist geboren!
Nächt'ge Stille
Deckt die Fülle
Seines Lichts in schlichter Hülle:
Christ ist geboren!
Sterne glühen,
Hirten knieen,
Kön'ge durch die Weiten ziehen:
Christ ist geboren!
Heil uns Allen!
Seine Strahlen
Sind in uns're Nacht gefallen:
Christ ist geboren!
Wir erscheinen,
Uns zu einen
Mit dem Sündenlosen, Reinen:
Christ ist geboren!
Voll Erbarmen,
In den Armen
Trage, Herr, die Schwachen, Armen!
Christ ist geboren!
Unverloren,
Neu geboren,
Laß uns sein dem Heil erkoren!
Christ ist geboren!
Minna Fischer
"Ehre sei Gott in des Himmels Höhen,
Friede sei der Menschheit heut gebracht!"
So die süßen Klänge niederwehen,
Wie in jener ersten Weihenacht.
Durch die Lüfte tönt ein leises Klingen
Für das Ohr, das kindesgläubig lauscht;
Engel heil'ge Jubelhymnen singen,
Und ihr Flügelschlag uns sanft umrauscht.
Wie so selig wenden wir die Blicke
Himmelan mit frommem Dankeslaut.
Heute ward ja eine sich're Brücke
Von der Erd' zum Himmel aufgebaut!
Nun ist jene Scheidewand gefallen,
Die die Menschheit von der Gottheit trennt,
Und das Kind erschloß des Himmels Hallen,
Das sich Heiland, - Welterlöser nennt.
Süßes Kind! noch kaum für uns geboren,
Schon bestimmt zur höchsten Erdennoth;
Ach! du hast ja Schmerz für dich erkoren,
Heil und Leben uns, und dir den Tod!
Und wir selbst erhöhten deine Schmerzen,
Haben deine Leiden noch vermehrt,
Weil wir dir verschlossen uns're Herzen
Und den Einlaß dir so kalt verwehrt.
O mein Jesu! sieh' wie ich bereue
Meine Lauheit, meinen kalten Sinn.
An der Krippe geb' ich heut auf's Neue
Dir mich ganz zum Dankesopfer hin.
Der du nicht verschmähtest diese Höhle
Und der Krippe harte Lagerstatt,
Du verachtest nicht die arme Seele,
Die nur dein Verdienst zur Zierde hat.
Armuth herrscht in meines Herzens Räumen,
Und kein Festsaal ist für dich bereit.
Doch zu kommen wolltest du nicht säumen,
Denn dich schreckt nicht ab die Dürftigkeit.
Was mir mangelt, kannst du leicht ersetzen,
Reinigen, was ich nicht selber kann,
Und mit deinen reichen Gnadenschätzen
Füllen meine ganze Seele an.
Auch zu mir bist du in's Herz gekommen,
Unaussprechlich süßer Weihnachtsgast!
Und ich hab' dich liebend aufgenommen,
Wie der Mutter Arm dich einst umfaßt.
Legte dich mit innigem Entzücken
In die Krippe, die ich dir gebaut,
Hab' auf dich mit thränenfeuchten Blicken,
Betend mit der Hirtenschaar geschaut.
Bleib', o bleibe nun mit mir vereinet,
Gottessohn und armes Menschenkind!
Und wenn leuchtend bald dein Stern erscheinet,
Sei kein Auge seinen Strahlen blind.
Mögen alle Gott die Ehre geben,
Alle als Erlöser kennen dich,
Und dein Frieden alle neu beleben,
Die vor deiner Krippe beugen sich.
Fanny Edel