Gedichte über Bescherung zu Weihnachten


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Der kleine Ritter am Weihnachtsmorgen

Hurra, mein neues Steckenpferd
hat feine flinke Beine!
Nun kauf ich mir ein großes Schwert
und reite ganz alleine.
Und reite, wie der Sturmwind weht,
rund dreimal um den Garten,
und wo der große Schneemann steht,
da muß mein Rößlein warten.
Nun komm mal her aus deiner Burg!
Dein Besen macht mich lachen.
Ich hau dich einfach mittendurch:
dann kannst du nichts mehr machen.

Da liegst du nun, du Goliath,
auf deiner weißen Nase,
und ich reit nach der nächsten Stadt,
reit vor das Tor und blase:
Herr König, euer Feind ist tot;
mit großem Grimme focht er.
Mein gutes Schwert bracht ihn in Not.
Nun gebt mir eure Tochter.
Herein, Herr Ritter, kommt herein
mit Trommeln und Parade,
und morgen soll die Hochzeit sein,
dann gibt es Schokolade.

Gustav Falke

Gedichte Bescherung

Bescherung

Hei, wie das trippelt und tastet und späht,
Aufgreift und mustert in fiebernder Eile,
Bis dann ein jedes Menschlein steht
Stolz überschauend vor seinem Teile!

Und von der Beute, der bunten, entzückt
Jauchzen die kleinen Herren und Damen:
Aber am meisten sind sie beglückt,
Weil sie auch alle gleich viel bekamen!

Freut euch nur wacker im zaubrischen Bann
Silberumwobenen, strahlenden Baumes -
Lustig und hell, solange sie kann,
Leuchte die Liebe des Gleichheitstraumes!

Noch beschenkt euch das Christkind ja,
Jedem dasselbe Plaisier zu bereiten -
Später beschert euch der Himmelpapa,
Und der hat seine Eigenheiten.

Hanns von Gumppenberg


Weihnachtsgedicht

Für euch, o Kinder, blüht das Fest der Feste,
Was bringt's wohl diesmal? Welch ein Meer von Licht?
Könnt' ihr's erwarten? Wißt, das Allerbeste,
Das habt ihr schon. Das ist's: ihr wißt's noch nicht.

Was wir zum Spiel, was wir zum Ernst euch geben,
Als reine Freude gebt ihr's uns zurück,
Das ist das Beste, daß es eurem Leben
Noch Wahrheit ist, und ungetrübtes Glück.

Noch goldne Früchte trägt an seinen Zweigen
Für euch der Tannbaum, der im Wintergraun
Und einsam steht im Wald mit ernstem Schweigen,
Auf den die goldnen Sterne niederschaun.

Ein ganzes Jahr mit vielen, vielen Tagen
Erglänzt an dieses Tages Widerschein,
Mög' jeder Ernst euch goldne Früchte tragen
Und jedes Spiel euch lehren, froh zu sein.

Hermann von Lingg


Weihnachtsgaben

Wie auch der Jahre Last und Zahl
Dir Silberfäden schon durchs Haar gezogen;
Und deiner Seele oft den Frieden stahl,
Wie dich auch heiß ersehntes Glück belogen:

An einem Tag im Jahre ruht dein Ringen
Um Frieden, den dir nahm die Zeit.
Und alle Jahre, die da von dir gingen,
Versinken still mit ihrem Leid.

Am Weihnachtstag, bei Kerzenfeierbrand,
Wenn du am grünen Nadelbaume stehst,
Und legst darunter, wie mit Opferhand,
Das Wunschgewes'ne, was du neu erflehst:

Da fühlst du, wie die trüben Schatten weichen,
Zum Kinde zieht dich's willenlos hinab;
Und unsichtbare Helferhände reichen
Vom Baum herab dir neu den Wanderstab.

Ernst Ferdinand Neumann


Weihnacht

O gnadenvolle Weihnachtszeit,
Worüber sich ein Jeder freut,
Weil er ans heilge Christkind denkt,
Das wo ihm etwas Gutes schenkt -
Alleluja! Alleluja!

Zum Beispiel an den Weihnachtsschmaus,
Den Vater und die Mutter z'haus,
Als auch die liebe Braut sowohl,
Die fette Gans im Sauerkohl.
Alleluja! Alleluja!

Die Gans hab ich noch gut gekannt
In meinem Zivilistenstand,
Zwei Finger Speck muß sie jetzt ha'm,
Der Saft lauft mir im Mund zusamm -
Alleluja! Alleluja!

O gnadenvolle Weihnachtszeit,
An alle Lieben denk ich heut
In dieser schönen heilgen Nacht - - -
Denn grade heut steh ich auf Wacht!
Alle Himmelhöllensakkra!

A. De Nora

Weihnachtsfreude

(1893)

Dunkle Tage gingen träge,
Bange Stunden schlichen hin,
Und es ward vom langen Warten
Ungeduldig schier der Sinn.
Laßt das Herz nun leiser klopfen,
Das sich kaum getrösten will,
Morgen, Kinder, wird's was geben,
Morgen wird das Sehnen still.

Wie war alles still geschäftig!
Keines wollte feiernd ruhn.
Was war das für Flüstern, Wispern,
Welch Verstecken, Heimlichthun!
Jeder that, als ob er müßte
Licht und fremde Augen scheun.
Morgen ist die Scheu vorüber,
Morgen werden wir uns freun!

Hei, wie dann die Wänglein glühen
Von der unfaßbaren Lust!
Wie die Augen strahlend leuchten,
Und wie schwillt die kleine Brust!
Selbst das Herz, das bang und trübe,
Wird dann froh und stark und weit.
Welche Wonne, welches Leben!
Gnadenreiche Weihnachtszeit!

Heute sitzen wir noch harrend
In der Stube düsterm Raum:
Morgen leuchten uns die Kerzen
Von dem güldnen Weihnachtsbaum.
Wenn nach langer Wartestunde
Endlich Vater ruft: Herein!
Welcher Jubel, welches Jauchzen
Wird in unserm Hause sein!

Auch die letzte Nacht wird gehen,
Wie die Nächte allzumal,
Und dann weckt uns mild und freundlich
Goldner Weihnachtssonnenstrahl.
Dann vorbei das bange Seufzen
Und des Wartens Ungemach!
Einmal gehn wir noch zur Ruhe,
Einmal werden wir noch wach!

Nun, so singt, ihr lieben Kinder,
Froh das alte Weihnachtslied,
Daß das festlich süße Klingen
Hell hinaus ins Dunkel zieht!
O, wie schon die Herzen klopfen
Froh und doch mit bangem Schlag!
Morgen, Kinder, wird's was geben!
Heißa, dann ist Weihnachtstag!

Georg Oertel


Der Pelz

Meine Muse friert im hohen Norden,
Und ein Pelzlein ist ihr Traum geworden,
Weiches Fell! Ihr müßt sie hören schwärmen,
Wie das prächtig kleiden soll und - wärmen.

Ach, ich kann ihr keinen Wunsch versagen.
Meine Muse wird ihr Pelzlein tragen,
Und am Weihnachtstag sollt ihr sie sehen
Stolz und schön im neuen Pelze gehen.

Was er kostet? Hört denn: unter Brüdern,
Einen ganzen Band von Liebesliedern,
Frühlingsliedern, Liedern stillen Glückes!
Und ich schau ihn an verklärten Blickes:

Was in tiefster Brust begann zu keimen,
Was ich faßte dann in bunten Reimen,
Was ich ihr verdanke, Lenz und Lieder,
Geb' ich ihr am Weihnachtsabend wieder.

Wahrlich, keiner Königin auf Erden
Kann ein Krönungspelz verliehen werden,
Wie ich meiner Muse ihn verbräme!
Wenn nur schon der Weihnachtsabend käme!

Hugo Salus


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