Gedichte über die Christrose


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Die erste von allen

Um die Weihnachtszeit, gewöhnlich schon etwas vor Weihnachten, fängt die Christblume oder Weihnachtsrose (Helleborus niger) zu blühen an. Sie steht ja zwischen den letzten und ersten Blumen, trifft aber, da ihre Blütezeit bis in den März hinein fortdauert, noch mit einer nicht ganz geringen Anzahl von Frühlingsblumen zusammen. Darum kann man von ihr sagen, sie sei nicht zurückgeblieben, sondern vorausgegangen und als die erste von allen erschienen. Übrigens kommt es auch sonst bei Frühlingsblumen vor, daß sie schon im alten Jahr sich entfalten. So habe ich oft den Seidelbast und einmal auch den Haselstrauch im Dezember bereits blühend gefunden. Darauf achtet nicht jeder; die Weihnachtsrose aber, die eine ziemlich große, schöne, weiße Blume ist, deren Weiß mitunter ins Rosafarbene hinüberspielt, fällt sehr in die Augen. Sie ist auch eine Gartenblume, findet sich in einigen Vorgärten des Westens von Berlin und kommt um die Weihnachtszeit in den Blumenhandel. Heimisch ist die Weihnachtsrose - auch Wendewurz genannt, weil sie um die Wintersonnenwende blüht - in den Alpenländern, auf deutschem Gebiet in Oberbayern, ferner dann im südlichen Europa. Sie ist neuerdings zu einer beliebten Gartenblume geworden. Etwas ganz Eigenes ist es doch um diese Blume, die von so zarter Schönheit ist und sich als Blütezeit den Winter erwählt hat, die ihre ersten Blüten aufschließt um die Zeit der längsten Nächte. Mörike, der sie zuerst "im fremden Kirchhof, öd' und winterlich" gesehen hat, sagt von ihr:

"Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne!
Dir wäre tödlich anderer Blumen Wonne,
Dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,
Himmlischer Kälte balsamsüße Luft."


Wenn Schnee auf sie fällt, so blüht sie weiter unter dem Schnee oder erhebt über ihn ihre Blütenkronen.
Unerschrocken harrt sie aus, bis die anderen kommen, und bürgt durch ihr Erscheinen dafür,
daß es wieder Frühling wird.

Weihnachtsrose

O schöne Blume, die wir finden,
Da alle sonst der Frost geraubt.
Den Sieg des Lichtes zu verkünden,
Erhebst du überm Schnee das Haupt.

Johannes Trojan


Das Wunderblümlein

(Altes Weihnachtslied ergänzt)

Uns ist ein' Ros' entsprungen
aus einer Wurzel zart;
wie uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art;
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter,
wol zu der halben Nacht.

Das Blümlein war so reine
und duftete so süß;
mit seinem milden Scheine
verklärt's die Finsternis;
und leuchtet immerdar,
tröstet die Menschenkinder
holdselig, wunderbar.

Ein Stern mit hellem Scheine
hat es der Welt verkündt,
den Hirten und den Heiden,
wo man dies Blümlein findt.
Nun ist uns nicht mehr bang,
seit aus der dunklen Erde
solch köstlich Knösplein sprang.

Richard Dehmel


Die goldene Rose

Goldene Rose, du makellose,
Die ich gefunden auf Bethlehems Feld,
Dich trag' ich fröhlich, dich trag' ich selig
Durch alle Wege der wankenden Welt.

Krank vor Verlangen, trauerumfangen
Sucht' ich, der Aermste, nach Blumen im Land;
Blumen des Lebens sucht' ich vergebens,
Konnt' sie nicht finden in irdischem Sand.

Goldene Rose, du makellose,
Kamst aus dem Himmel auf Bethlehems Feld;
Nun ich dich habe, theuerste Gabe,
Hab' ich den Himmel inmitten der Welt!

Leuchtest so sonnig, duftest so wonnig,
Röslein tief innen im heimlichen Grund;
Will dich da hegen, warten und pflegen,
Röslein: du blühst mir das Herz ja gesund.

Goldene Rose, du makellose,
Heilige Blume von Bethlehems Feld,
In süßen Weisen, lauten und leisen,
Will ich dich preisen der lauschenden Welt;

Daß nichts dir gleichet, nichts dich erreichet,
Himmlische Rose in goldiger Gluth;
Wo du gewonnen, bleichen die Sonnen;
Rose, ach Rose, wie bist du so gut!

Röslein, nun blühe, dufte und glühe
Bis in die große, die letzte Stund';
Da will ich grüßen dich noch und küssen,
Goldene Rose, mit sterbendem Mund.

Goldene Rose, du makellose,
Die ich gefunden auf Bethlehems Feld;
Dich trag' ich fröhlich, dich trag' ich selig
Noch durch die obere, ewige Welt!

Emil Quandt


Die Rose im Schnee

Liebliches Weihnachtsgeläute
Klingt, wo ich gehe und steh',
Heimlich erblühete heute
Uns eine Rose im Schnee.

Sehet, die Sonne, die Sterne
Neigen sich her aus der Höh',
Wollten so gerne, so gerne
Schauen die Rose im Schnee.

Engelein steigen hernieder,
Fröhlicher singend als je,
Und ihre jubelnden Lieder
Grüßen die Rose im Schnee.

Und in den Dörfern, den Städten
Allen, soweit ich auch seh',
Knieen die Menschen und beten
Still vor der Rose im Schnee.

Siehe, ich kniee daneben,
Schauernd in Wonne und Weh;
Schmücke, o schmücke mein Leben,
Duftige Rose im Schnee.

Ernst Heinrich Fischer


Christblume

Die einst geblüht im armen Stalle,
Du Weihnachtsrose, Himmelsblum,
Der ewiglich mit Jubelschalle
Die Engel singen Preis und Ruhm:

Mein Herz sei Dir ein Blumengarten,
Ich pflanze Dich in Liebe ein,
Erweich den Boden, den so harten,
Durch Himmelsthau und Sonnenschein.

Und blühe still in meinem Herzen,
Durchdufte Du die Seele mir,
O heile alle Sündenschmerzen
Und sei mein Schmuck und meine Zier.

Eleonore Reuß


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