Weihnachtsgrüße


Weihnachtsgrüße


Meinem Bruder Franz zu Weihnachten

(1849)

Wenn heut es also Gott gefiele, -
Den altvertrauten Liedeston,
Der mir aus Herzens Saitenspiele
Verscheucht von Stürmen längst entflohn,

Wie gerne rief' ich dir ihn wieder
Hervor aus tiefstem Herzensgrund,
Thät dir im innigsten der Lieder
Den Festgruß meiner Liebe kund.

Denn sieh! im wunderbaren Lichte,
Das uns des Festes Bild umstrahlt, -
Auch unsres Herzenspaars Geschichte
In heil'gen Farben ausgemalt!

Lag nicht auf Vaterlands Geleisen
Wie dorten Todesschattens Haft?
Doch uns zumal, gleich jenen Weisen,
Ging auf der Stern der Wissenschaft.

Wie zeigten wir uns den einander,
Wie einig zogen wir nach dem;
Wie klar am Ziel uns beiden stand er
Dort ob dem Haus in Bethlehem!

Da sind wir selig eingetreten,
Von keiner Armuth irrgemacht,
Vereint das Kindlein anzubeten,
In dem das Licht der Welt uns lacht.

Und wenn aus Seines Lichtes Flammen
Auch heut uns Lieb' in Liebe loht;
Vertrau, es sendet uns zusammen
Fortan auch liebreich Sein Gebot.

Da draußen liegt in Nacht und Grauen
Noch weit und breit das liebe Land:
Wir aber, froh, durchziehn die Gauen,
Des Morgens Boten, Hand in Hand!

Willibald Beyschlag

Weihnachtsgrüße

Weihnachtsengels Botschaft

(Für die Christbaumfeier des Vereines der deutschen Steirer in Wien)

Bin ich wohl recht? - Ich bin's! Man merkt's an Eurer
Geraden, ehrenfesten, biedern Art,
Ihr seid die Heimattreu'n, die deutschen Steirer -
Ich bin am Ziele meiner Erdenfahrt.

Mit Freuden trete ich in Eure Mitte,
In die der Ruf des Höchsten mich entbot,
Und grüße Euch nach alter Steirersitte
Mit einem schlicht treuherzigen "Grüß Gott!"

Ein Kinderfest ist's, das Ihr heut' bereitet,
Der Kleinen willen hat die Tanne dort
Die lichten Arme segnend ausgebreitet -
Drum gilt den Kleinen auch mein erstes Wort.

Der Himmelskönig, der in grauen Tagen
Im Kripplein schlief den süßen Kinderschlaf,
Er sendet mich zu Euch und läßt Euch sagen:
Bleibt gut, Ihr Kinder - dankbar, fromm und brav!

Bleibt brav! Hebt früh schon an, die Kunst zu lernen,
Wie man sich rein von Schuld und Sünde hält!
Nicht nach dem Staub - nein, aufwärts zu den Sternen
Den Blick gewendet, wandelt durch die Welt!

Bleibt dankbar denen, die heut' voll Erbarmen
Die Lichtertanne aufgepflanzt vor Euch!
Die Undankbaren sind die wahrhaft Armen,
Die Dankbarkeit macht auch die Ärmsten reich.

Bleibt treu Euch selbst und Eurem Stamm nicht minder,
Dem edlen Stamm von deutschem Eichenholz!
Seid stolz auf Euer Steirerland, Ihr Kinder,
Und werdet einst des Steirerlandes Stolz! -

Auch Euch, Ihr holden Frauen, soll ich grüßen;
Den Engeln Gottes seid Ihr ja verwandt.
Nur habt Ihr hier auf Erden bleiben müssen,
Als man uns wohnen hieß in Edens Land.

Doch blüh'n nicht uns zulieb des Himmels Auen,
Auch ohne Engel gäb's ein Paradies.
Was aber wär' die Erde ohne Frauen?
Ein sonnenloses, trauriges Verlies!

O laßt nicht ab, der Menschheit Weh zu lindern!
Nehmt Euch der Armen und Enterbten an!
Vergelten wird der Herr an Euren Kindern,
Was Ihr den Kindern Eures Volks getan ...

Die Kerzen glüh'n, es glüh'n die jungen Wangen,
Die kleinen Herzen pochen frohbewegt -
So kommt denn, all das Schöne zu empfangen,
Das Euch die Liebe in die Hände legt!

Ihr aber, milde Geber, nehmt entgegen
Das Allerschönste, was das Christkind hat,
Die reichste Weihnachtsgabe: Gottes Segen
Und das Bewußtsein einer guten Tat.

Ottokar Kernstock


Meiner lieben Frau zu Weihnachten

In's Album deutscher Kunst und Dichtung. 1876.

Zum Fest, das allen Heil und Frieden kündet,
Die reinen Herzens, guten Willens sind,
Nimm als ein kleines, liebes Angebind'
Dies Buch, worin auf's engste du verbündet
Zwei Künste siehst, die gleichem Geist entsprungen,
Dem Höchsten, Besten treulich nachgerungen.

Es ist der Geist des Guten, Wahren, Schönen,
Der, wie die Sonn' in tausend Strahlen sprüht,
In tausend Formen dringt in das Gemüt
Und kund sich gibt in tausendfachen Tönen,
Um Geist und Herz zu läutern, zu erheben,
Zufriedenheit und Glück zu streu'n in's Leben.

Ob Religion, ob Poesie, ob Liebe -
Wovon das Herz in rasch'ren Pulsen schlägt,
Was dich in's Reich der Ideale trägt,
In Schlummer wiegt die niedern Erdentriebe:
Das waren Stimmen, die gleich Engelszungen
Von eines Gottes Nähe dir gesungen.

Und Weihnacht bleibt es ewig im Gemüte,
Das gläubig dieser Offenbarung lauscht,
Des Alltagslebens wüster Lärm verrauscht,
Der gift'gem Mehlthau gleich die schönste Blüte
Versengt, daß Wohlgeruch und Glanz entschwinden,
Begeist'rung nur lehrt wahres Glück uns finden.

Josef Bendel



Weihnacht

Wo sonst zu frohem Weihnachtfeste
Das Haus von Lichtern sich erhellt,
Da tönt Gesang, da jubeln Gäste,
Da jauchzt die sel'ge Kinderwelt:
Die Kinderwelt, die, gleich den Dichtern,
Den Himmel noch im Herzen führt,
Und noch an Tand und bunten Lichtern
Ein köstliches Behagen spürt.

Heut du und ich im dunkeln Hause,
Kein Dritter soll uns nahe sein -
Heut du und ich in stiller Klause,
Von Allen wir, wir ganz allein!
Die sonst mit mir dies Fest begangen,
Sie sind nicht da, sind weit von hier:
Dich halt' ich, meine Braut, umfangen,
Mein Alles dich -! nichts fehlet mir.

Laß flammen denn die Weihnachtkerzen!
So golden flammt die Sonne kaum,
Als stolz und froh in unsern Herzen
Der Liebe goldner Weihnachtsbaum!
Und wie sonst Naschwerk, bunte Nüsse
Man von des Baumes Zweigen pflückt,
So haben Blicke, haben Küsse
Uns unsern Weihnachtbaum geschmückt.

Nur du und ich! O laß sie glühen,
Die Kerzen nicht, die Herzen auch
Laß flammen, glühen und zersprühen!
Das ist der Liebe Festgebrauch.
Nur du und ich -! in unsre Mitte
Nie dränge sich ein fremder Fuß:
Stets zwischen dir und mir der Dritte
Sei unsrer Liebe Genius!

Robert Eduard Prutz


Für einen Korb mit Früchten

Wie auf Christkinds goldnen Schwingen
Kamen mir ins Haus geflogen
Schöne Früchte, die des Gebers
Fleiß'ge Hände selbst gezogen.

Und ich nahm sie aus dem Körbchen,
Eine nach der andern sachte,
Dankend still dem güt'gen Spender,
Der der Einsamen gedachte.

Kürzlich weilte ich im Süden,
Sah im fernen, fremden Lande
Früchte von Italiens Fluren
Und von der Riviera Strande.

Keine hab' ich je gesehen,
Die wie diese mich entzückten;
Keine hab' ich je empfangen,
Die wie diese mich beglückten.

Kommt's, weil auf der Heimatinsel
Sie zu solcher Schönheit reiften,
Und weil ihre blüh'nden Wangen
Heimatliche Winde streiften?

Ja, das ist's, und immer wieder
Muß ich staunend sie beschauen,
Daß sie gut mir munden werden,
Darauf kann der Geber bauen.

Dankerfüllten Herzens wünsch ich
Ihm recht frohe Feiertage,
Und daß auch zu ihm das Christkind
Sel'ge Friedensbotschaft trage.

Stine Andresen


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