Gedichte über Knecht Ruprecht


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Gedichte Knecht Ruprecht Knecht Ruprecht

Draußen weht es bitterkalt,
Wer kommt da durch den Winterwald?
Stipp-stapp, stipp-stapp und huckepack,
Knecht Ruprecht ist's mit seinem Sack.

Was steckt denn in dem Sacke drin?

Äpfel, Mandel und Rosin
Und schöne Zuckerrosen,
Auch Pfeffernüß für gute Kind,
Die andern, die nicht artig sind,
Klopft er auf die Hosen.

Martin Boelitz


Knecht Ruprecht

Von drauß', vom Walde komm' ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht," rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,

Alt' und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
Und morgen flieg' ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat."
- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier:
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Fressen fromme Kinder gern."
- "Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier:
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"

Von drauß', vom Walde komm' ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'!
Sind's gute Kind', sind's böse Kind'?

Theodor Storm


Einer Dame mit einer Büchse Kaviar zum St. Nikolaus-Tag

(Chor der Stör-Frauen)

Wir fühlen uns gar hoch geehrt,
Daß, wie Knecht Ruprecht uns belehrt,
Dir unsre grauen Eier wert. -
So haben in Geschwindigkeit
Schwachsalzig, in Gelindigkeit,
Wir dir gelegt zur Holle-Feier
Hier einen hübschen Haufen Eier.
Sollst dich nicht damit quälen,
Die einzelnen zu zählen!
Sperr' nur dein holdes Mündlein auf
Und laß den Dingen ihren Lauf,
Dann wird dir Wohlgeschmack beschert: - -
Heil der, die hat, wes' sie begehrt!

Felix Dahn



Zum Sankt Nicolaus-Tag

I.
Den Kindern.
Von Frau Holle, dem Rotkehlchen und dem braven Mädchen.

Frau Holle blickte sorgenschwer
Vom Himmel auf die Erden:
"'s giebt keine braven Kinder mehr!
Was soll daraus noch werden?

Einsiedler.

Es braucht Knecht Ruprecht gar so viel
Der Ruten für die Buben:
Bald steckt der Wald mit Stumpf und Stiel
Am Spiegel in den Stuben.

Und auch die Mädchen, ach so hold,
Sie soll'n nicht viel mehr taugen!"
Die schöne Göttin weinte Gold
Aus ihren goldnen Augen.

Da sang ihr zu ein Vögelein
Mit einem roten Kehlchen:
"Frau Holle, mußt nicht traurig sein!"
"Weißt du mir Trost, Liebseelchen?

"Ich weiß dir Trost! Ich bring' ihn dir!
Ein kleines Mädchen kenn' ich: -
Das ist so brav, unglaublich schier!
Bald auch den Namen nenn' ich.

Doch hör' nur erst: sie weinet nie,
Muß man sie morgens waschen,
Nie mit dem Bruder hadert sie,
Und niemals thut sie naschen.

Sie hat ein Grübchen in dem Kinn,
Ein kirschenrotes Mündchen,
Ihr Haar ist blond und sanft ihr Sinn,
Sie ist ein mollig Ründchen.

Wenn Pat' sie zum Konditor führt,
So nimmt sie's an bescheiden
Und dankt und knixt wie sich's gebührt,
(Das mag der Pat' dann leiden!)

Ihr Auge schwimmt in feuchtem Tau,
Als wär' auf sie gesunken
Ein selig Stücklein Himmelsblau
Und wäre drin ertrunken.

Sie streitet nicht, sie maulet nicht,
Nicht viel Gewand zerreißt sie,
Sie hat ein herziglieb' Gesicht:
Und Bertha Berger heißt sie."

Da ward Frau Holle seelenfroh
Und sprach zum roten Kehlchen:
"Du liebes Vöglein, ist das so, -
Dann ist sie ein Juwelchen.

Den Flug nimm auf die Erde gleich,
Und Bertha Berger grüß' mir:
Mit Kuchen aus Frau Hollens Reich.
Den Tugendpfad versüß' ihr.

Und sag' ihr, daß ihr immerdar
Geneigt und hold sein wolle
Die Göttin mit dem goldnen Haar,
Die freundliche Frau Holle.

Und weiß sie nicht den Weg hierher, -
Knecht Ruprecht soll sie fragen:
Im Wirrbart, Hut und Mantel, der: -
Der wird sie zu mir tragen."

II.
Den Erwachsenen.

Die Kinder sind zu Bett gebracht. Jedoch auch für die Alten
Knecht Ruprecht und Frau Holles Nacht will ihres Zaubers walten
Wer von uns wähnt, er sei dies Jahr so artig stets gewesen,
Daß er verdiente nimmerdar Knecht Ruprechts Rutenbesen?
Wir leugnen nicht verwirkte Schuld. Doch bauen wir Vertrauen
Und Hoffnung auf Frau Holles Huld, der fraulichsten der Frauen.
Sie ist des Wunschgotts selig Weib, das alle Wonnen sendet:
Was uns erquickt an Seel' und Leib, - Frau Holle hat's gespendet.
Frau Holle in dem hohlen Stein, sie strählt ihr Haar, die Holde:
Dann flutet's in die Welt hinein von Sonnenglast und Golde.

Mir wurde nur ein karger Teil von all' dem goldnen Regen:
Sie schenkte mir als all' mein Heil der Dichtung Fluch und Segen.
Doch gönn' ich euch das and're Gold: ich will mich, stolz-bescheiden,
An ihrer Schönheit wunderhold im goldnen Traum nur weiden.
Und ob mir noch in diesem Jahr der Stunden letzte rolle: -
Ich segne dich im goldnen Haar und danke dir, Frau Holle!

Felix Dahn


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