Traurige Weihnachtsgedichte


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Das Weihnachtsfest der Hagestolze

Alljährlich, wenn vom Dom die Weihnachtsglocken klingen,
Und wenn "Vom Himmel hoch ..." die Kinderstimmen singen,
Da finden in des hohen Rates Kellergrunde
Sich Männer ein zu einer festlich-frohen Runde.

Sie hält nicht Weib, nicht Kind hält sie daheim zurück,
Sie kennen nicht der Ehe heimlich-süßes Glück,
Sie sind geschnitzt aus einem knorrig-trocknen Holze:
Die Junggesellen sind's, die alten Hagestolze. -

Ein Dämmerdunkel herrscht im hochgewölbten Raum;
Ist Weihnacht auch - hier kennt man nicht den Weihnachtsbaum,
Den Weihnachtsbaum mit Lichterschmuck und Nadelduft -
Ein Dämmerdunkel herrscht hier wie in Grabes Gruft.

Des Grabes Dunkel, doch nicht auch des Grabes Ruh!
Spitz nur die Ohren und hör' voller Andacht zu:
Wie hoch im Turm die Weihnachtsglocken dröhnend schwingen,
So hörst du hier ein frohes, silberhelles Klingen.

Kristall'ne Becher sind's, geschliffen zart und fein,
Und goldne Humpen, reich besetzt mit edlem Stein,
Gefüllt mit goldnem Wein, dem edelsten vom Rhein -
Sie läuten hier das frohe Fest der Weihnacht ein.

Und auf der langen Tafel findet ihren Platz
Jedwede Flasche, die gespendet ihren Schatz,
Ihr goldgekapselt Haupt - es krönt ein brennend Licht,
So wie dem Edelsten man Lorbeerkränze flicht.

Und in des hohen Rates dämmerdunklem Keller
Wird es allmählich heller - heller - heller:
Wie Sonnenlicht erglänzt's im hochgewölbten Raum -
Das ist der alten Hagestolze Weihnachtsbaum.

Und kündet hoch vom Turm die Uhr die zwölfte Stunde,
Stimmt an das "Stille, heil'ge Nacht" die Tafelrunde,
Aus rauhen Kehlen tönt's: leis', jubelnd, traurig und gepreßt -
Das ist der alten Hagestolze Weihnachtsfest.

Victor Band


O Weihnachtsfest, das meine Kindheit süsste,
Mit Friedenskerzen zu mir niedergrüsste!
O Mann, den rohe Knechteshand gestochen,
Wir sind heut wieder mit dir aufgebrochen.
Wir haben wieder deine Stirn bespieen,
Dir unser Hurra ins Gesicht geschrieen,
Von neuem dich zum Schädelberg getragen
Und mit Granaten an das Kreuz geschlagen,
Dich zwischen deinen Sternen ausgebreitet
Und einen Holzstoss unter dir gescheitet.
Und während Flammen deinen Glanz belecken,
"Frieden auf Erden!" unsre Zähne blecken.

Peter Baum


Der Mutter Weihnacht

Ich kann nur immer wieder trostlos weinen,
Seh in der Lade ich in hundert Dingen
Die bunte Trödelwelt der toten Kleinen.
Was ihr das Liebste war, will ich ihr bringen
Zur Heiligen Nacht mit Christbaumlichterscheinen.
Wenn feiernd froh die Festesglocken klingen,
Dann soll ihr durch des Winters schneeig Leinen
In kalte Gruft die Glut der Liebe dringen.

So hab ich mich denn heute aufgemacht
Mit einem Bäumchen, licht von bunten Kerzen;
Ich habe Puppen, Spielzeug mitgebracht
Und trag es, liebverwahrt, am Mutterherzen.
Wie wunderklar die Welterlösernacht!
Sternwärts gezogen weinen alle Schmerzen.
So schreit ich stumm durch alter Gassen Schacht;
Sie träumen noch von ihrem Lachen, Scherzen.

Einsam ihr Grab, so kalt und weißbestaubt!
Ich pflanz' das Bäumchen zitternd auf den Hügel.
Nun spielt der Schein wohl um dein stilles Haupt,
Du fühlst ihn wohl wie eines Engels Flügel.
Und hier dein Schatz! Es ward dir nichts geraubt,
Ich hielt ihn sorgsam unter Schloß und Riegel.
Dein Kindermärchenland, dem du geglaubt,
Du siehst es um dich wie im Zauberspiegel.

Die Sterne leuchten meinem Weg nach Haus,
Des Todes Grauen ist in's Nichts gesunken.
Leer ist dein Platz; doch löscht kein Schmerz mehr aus
Der Grabesfeier lichte Weihnachtsfunken.
Aus Winterschnee erblühte mir ein Strauß;
Von seinem Duft ist meine Seele trunken.
Köstlich Geheimnis birgt des Herzens Klaus':
Im Trost der Liebe ist der Gram versunken.

Emil Doernenburg


Weihe-Nacht

(Sylvesterstimmung)

Am Weihnachtsbaum erloschen leis die Kerzen,
Dein Haupt sank stumm, um sich an meins zu lehnen,
Der Christnacht Leuchten stand in unsren Herzen
Und unser Träumen hielt ein gleiches Sehnen.

Und doch war unser Herz von Angst zerrissen,
Der Stunde Glück gab gleichen Schmerz uns beiden:
Der Lichter Löschen sprach vom Sterben-Müssen
Und unsere wunde Seele sang vom Scheiden!

Reinhold Eichacker


Weihnachten

1844
(Bei einer Zurücksetzung im Dienste)


heil'gen Christtagabend
Den Kindern man beschert,
Da ist dann eitel Freude
An Wägelchen und Pferd.

Am heil'gen Christtagabend,
Obgleich ich längst kein Kind,
Hat man mir auch bescheret,
Gut wie die Menschen sind.

Man gab mir einen Kummer,
Man gab mir eine Qual,
Die tief am Leben naget,
Das längst schon geht zu Thal.

Man gab mir die Gewißheit,
Mein Streben sei verkannt,
Und ich ein armer Fremdling
In meinem Vaterland.

Man hat beim nah'nden Winter
Verweigert mir das Nest,
Und hieß mich weiter wandern
Für meines Lebens Rest.

Doch ist's der Lauf der Zeiten,
Ein Trost nur stellt sich dar:
Bin ich auch nichts geworden,
Ich blieb doch der ich war.

Franz Grillparzer


Im Schnee

Ein Wandrer lenkt die müden Schritte
Mit Mühe durch den hohen Schnee,
Tief unten in des Tales Mitte,
Sein Ziel ist dort das Dorf am See.

Er hat sich lange, bange Jahre
In Arbeit redlich, hart gemüht;
Es zeugen seine Silberhaare,
Daß ihm das Leben abgeblüht.

Horch', wie ein leises Liebeslocken
In den verschneiten Lüften schwimmt!
Es sind des Dorfes ferne Glocken,
Zu frommem Weihnachtsgruß gestimmt.

Dem süßen Klange muß er lauschen.
Wie der sein wundes Herz umwirbt,
Und still im Wind und Waldesrauschen
Wie Schmerz und leises Weh erstirbt.

Nun winken ihm des Dorfes Stätten,
Und zaghaft klopft er an die Tür:
Er möchte für die Nacht sich betten ...
Den Leuten scheint es Ungebühr.

Ob auch das harte Wort ihn schrecket,
Der Alte klopft an jedes Haus;
Doch keine Freistatt er entdecket,
Man weist ihn überall hinaus. -

Aus den erwärmten, schmucken Zimmern
Erstrahlt der Weihnachtsbäume Pracht.
Der Alte, ach! in Schneelichtsflimmern
Irrt weiter durch die dunkle Nacht.

Und wo die letzten Häuser enden
Liegt öde Weite, stumm und kahl.
Hier will der Weg nach links sich wenden,
So scheint es in des Mondes Strahl.

Und milde in der weiten Wildnis
Winkt ihm ein Mutter-Gottes-Bild.
Da kniet er vor der Jungfrau Bildnis,
Die gnädig alle Schmerzen stillt

"Maria, Jungfrau benedeite,
Ich fleh zum letztenmal zu dir,
Schenk du mir Trost, gib mir's Geleite
Und lasse Ruh' mich finden hier.

Lass' liebend mir herniedertauen
Den Strahl von deinem Angesicht
Und führe mich durch Himmelsauen
Zu deines Sohnes Gnadenlicht!" -

Des Weltgerichts Posaunen dröhnen
In mächt'gen Lauten, langgedehnt
Und Engelschöre lieblich tönen. -
Ach, wie sein müdes Herz sich sehnt ...

Und als der Christustag geboren,
Der schöne Tag, so wundermild,
Da lag der alte Mann erfroren
Und tot am Mutter-Gottes-Bild.

Oskar Häring


Sehnsucht nach der Heimat

Es brannten die himmlischen Kerzen
In leuchtendem Weihnachtsschein.
Ich dachte der Heimat im Herzen:
"O, mögest gesegnet du sein!"

"Ich bin dir ein Fremdling geworden,
Du stilles, verlorenes Glück." -
Da klang es in leisen Akkorden,
Als ob sie mich riefe zurück.

Sie grüßte so freundlich hernieder,
Hell strahlte der Abendstern -
"Ich grüße dich tausendmal wieder
Aus stiller und einsamer Fern'!"

Oskar Häring


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