Traurige Reime zu Weihnachten


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Das tote Schwesterlein

Die Weihnachtsglocken läuten.
Es deckt die Friedhofsruh'
Nun all die schneebestreuten
Grabstätten heimlich zu.

So liegt der Ort in Frieden
Weit außerhalb der Stadt,
Dort, wo der Tod hienieden
Die stille Herrschaft hat. -

Ein kleiner Totenhügel
Birgt großes Leid und Weh.
Der Wind regt seine Flügel
Und weht heran den Schnee.

Es tritt mit leichtem Schritte
Dem stillen Grabe nah,
Tannbäumchen in der Mitte,
Ein Kinderpärchen da.

Sie haben mit den Händen
Den Schnee vom Grab entfernt;
Dem Schwesterlein sie senden
Den Gruß, den sie gelernt.

Dann unter Weinen, Schmerzen
Entzünden sie am Baum
Die hellen Weihnachtskerzen
Als Schmuck am Grabessaum.

Und süße Zuckerspeise
An jedem Zweige ist,
Daß auf der Himmelsreise
Sie Schwesterlein nicht mißt.

Die Kleinen knieen nieder
In aller Sternenpracht,
Und lieblich hallt es wider,
Ihr Lied von heil'ger Nacht.

Oskar Häring


"Mach' den Kindern eine Weihnachts-Freude,
Weil ich doch die Lust nicht haben kann,
Weil ich schwer darnieder lieg' und leide,
Geh' und kaufe Spielwerk, lieber Mann!"

Und ich ging und kaufte Städt' und Heere,
Kaufte Lichter und den Weihnachts-Baum,
Daß ich unsern Kindern froh bescheere -
Doch der Kranken war es wie ein Traum.

Trübe lächelnd sah sie auf die Gaben,
Freute nicht an ihrer Tochter Lust,
Freute sich nicht an der Lust des Knaben,
Denn sie trug den Tod schon in der Brust.

Blickte lächelnd zwar, doch matt, geduldig,
Auf den lauten Jubel um sie her,
Blieb wie immer lieblich, denn unschuldig
War ihr Herz auch krank, nicht liebeleer.

Und der Baum mit Lichtern ausgeschmücket,
Grün und frisch von duft'gem Tannenreis,
Blieb, weil er die Kinder so beglücket,
Tag für Tag nun in dem kleinen Kreis'.

Tag für Tag entfielen seinen Zweigen
Trock'ne Nadeln - ach! und Tag für Tag
Sah ihr Leben ich zum Grab sich neigen,
Wie auch leise Hoffnung tröstend sprach.

Als nun endlich ihre Pulse stockten,
Als des kalten Todes ernste Hand
Ihrem theuren Haupt, dem braungelockten,
Einen Kranz von weißen Rosen wand; -

Da erblickt' ich durch die heißen Zähren
Wieder jenen düstern Weihnachts-Baum,
Sah die Zweige, die vom Laube leeren,
Und bezwang den wilden Jammer kaum.

Abgefallen jeder Hoffnung Zeichen,
Alles Grün von meinem Lebensbaum,
Wird mein Schicksal Deinem Schicksal gleichen,
Oeder Stamm im öden Lebensraum.

Ja, Weihnachten! - Weinend will ich achten
Jenes Tages stete Wiederkehr,
Wo dem Knaben Knabenfreuden lachten,
Ach, dem Manne lachen sie nicht mehr!

Karl von Holtei


Christkindlein kommt!

Das Kindlein wimmert, das Kindlein ist krank.
Die Mutter betreut es, mit kühlendem Trank
Die brennenden Lippen labend.
Sie würgt hinunter der Tränen Flut
Und lacht und schmeichelt: "Sei gut - sei gut!
Denk', heut' ist der Heilige Abend!
Christkindlein kommt!"

"Bald, Herzlieb, endet des Tages Lauf,
Vom Himmel stöbert's, der Sturm wacht auf
Und wirbelt im Tanze die Flöckchen.
Dann harren wir traulich zum Ofen gerückt,
Das Feuer knistert, die Wanduhr tickt ...
Da klingelt's - es kündet das Glöckchen:
Christkindlein kommt!"

"Aufspringen die Türen - im weiten Raum
Strahlt blendend ein leuchtender Wunderbaum;
Der schafft meinem Liebling Genesung.
Der Jubel macht eilig vergessen das Leid -
Heut' ist ja der Gnaden glückselige Zeit!
Heut' naht ja der Dulder Erlösung!
Christkindlein kommt!"

Die Mutter plaudert, das Kindlein liegt
Schwer atmend in ihren Schoß geschmiegt.
Mit einem Mal sieht sie es lächeln -
Es öffnet die Augen weit und jäh,
Als ob es was wundersam Herrliches säh'.
Dann verzittert leise sein Röcheln ...
Christkindlein kommt!

Ottokar Kernstock


Das arme Kind

Ach, so viel glückliche Gesichter
Und so viel helle Weihnachtslichter
Und so viel Freude um mich her.
Nur ich geh' einsam und verlassen
Durch die verschneiten, stillen Gassen.
Hab' weder Vater, noch Mutter mehr.

Ich zählte auch zu den Beglückten,
Als sie das Bäumchen mir noch schmückten
Und mir bescherten; war das schön.
Jetzt stehl' ich mich zu ihrem Hügel
Und weine draußen; hätt' ich Flügel,
Ich flöge heut noch zu Himmelshöhn.

Mir ist, als grüßten sie mich wieder,
Sinkt still die heil'ge Nacht hernieder,
Als riefen sie: Komm' her, komm' her!
Mich liebt hier drunten keiner, keiner.
Ich Armes, wer erbarmt sich meiner?
Hab' weder Vater noch Mutter mehr.

Elisabeth Kolbe


Der heilige Christ

Des Häuschen an der Waldesecke
Umwehet schneidig scharf der Wind.
Im Stübchen unter leichter Decke,
Da jammert laut ein krankes Kind:
"Ach Mütterlein, es ist so kalt,
Käm doch das liebe Christkind bald!"

Es kehret ein bei allen Frommen,
Wie elend und wie arm sie sind,
Gewiß, es wird zu dir auch kommen;
Es hat dich lieb, mein gutes Kind.
"Ach Mütterlein, es ist so kalt;
Kommt nicht das liebe Christkind bald?"

Die Sternlein an dem Himmel funkeln
In herrlich wunderbarer Pracht.
Will's auch, mein Kind, auf Erden dunkeln,
Ein Morgen folgt der finstern Nacht.
"O Mütterlein, ein Licht! ein Licht!
Das liebe Christkind mit mir spricht."

Die Mutter bringt das Licht geschwinde,
Und als sie an das Bettchen kniet
Der Geist von dem geliebten Kinde
Hinauf in Gottes Arme flieht.
Im Himmel hoch, beim heil'gen Christ
Das Kindlein nun für immer ist.

Adam Langer


Mein Heiliger Abend

Wirbelnde Flocken und glänzende Fenster
Einsame Straßen ...
Plötzlich im Zitterlicht einer Laterne
Seh' ich ein blasses, verschüchtertes Mädchen,
Trifft mich ein Leuchten aus suchenden Augen
Und eine hastig geflüsterte Frage ...
Wirbelnde Flocken und glänzende Fenster
Einsame Straßen -
An meiner Seite statt endloser Leere
Fühlt' ich ein nahes, lebendiges Leben,
Sah ich zuweilen
Eines gesenkten Gesichtes Profil. - -
In meiner Stube
Brannte behaglich im Ofen das Feuer.
Rasch war die Lampe entzündet und zierlich
Ließ sich die Kleine des Mantels entkleiden,
Legte den Hut ab und strich mit den schmalen,
Traurigen Händen sich ordnend das Haar,
Warf einen heimlichen Blick in den Spiegel,
Sah zu mir auf dann ...
Aber seltsam, zugleich mit dem ihren
Traf mich ein Blick aus dem Bild meiner Mutter
Und entzündete tief mir im Herzen
Zahllose Lichter ...
Sollt' ich mit lieblosen Händen sie löschen?
Sollten sie heute
Nur in die eigene Seele mir scheinen?
Durft' ich die kleine Gefundene wieder
Einsam sich draußen verlieren lassen? -
Rasch war von Zeitungen, Büchern und Mappen
Auf dem Sofa ein Eckchen entlastet
Unter dem schirmenden Bild meiner Mutter.
Zwischen uns brannte verschleiert die Lampe,
Und durch das lange, verlegene Schweigen
Zogen die Engel der heiligen Nacht ...
Endlich erwachte ein leises Geplauder,
Vorsichtig wagte sich Jugenderinnern,
Wagten sich trauliche Bilder hervor.
Und dann hört ich die alte Geschichte
Von getäuschtem Vertrauen und Schande.
Und ich sah, was die Lippen verschwiegen,
Ahnte den Fortgang des Wegs und sein Ende.
Leise weinend verstummte das Mädchen. -
Durch meine Seele
Zitterte bang eine schmerzliche Frage,
Die meine Schuld mir am Elend der andern,
Der mißhandelten Seele enthüllte ...
Arme Seelen, die nie sich begegnet
Und miteinander doch schuldig geworden. -
Aber noch brannten in meinem Herzen
Alle die Lichter des heiligen Abends,
Und in dem reinen Geleucht ihrer Flammen
Schlug der Erlöser die Augen auf ...

Du meine arme, verlorene Schwester
Unter dem schirmenden Bild meiner Mutter
Weine nicht länger!
Uns ist heute der Heiland geboren,
Der meine Seele mich und die deine
Lieben und ehren und schützen lehrt.
Und seiner Mutter rührende Züge
Seh' ich in deinem verweinten Gesicht ...

Wilhelm Langewiesche


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