Erzählungen zu Weihnachten in Vers, Reim und Gedicht


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Der Hausfrau Weihnachtsfeier

Es ist die schönste Zeit im ganzen Jahr -
Wohl draußen Frost und Schnee und Winterkälte,
Doch drinnen in des Hauses trauten Räumen
Und in den Christenherzen blüht der Frühling -
Ein farbenreiches warmes Frühlingsleben.
Wohin du blickst, die frischen grünen Zweige,
Die Blumen und die goldnen Früchte strahlend.
Und Alles schafft und ordnet recht mit Eifer;
Die Kinder selbst, wie haben sies so wichtig!
Geheimnißvoll wird manches noch bereitet,
Und auch der Mutter müssen treu sie helfen.
Die Mutter - ja die hat heut viel zu schaffen,
Zu sorgen und zu denken; fast zu viel
Wills manchmal sie bedünken; und der Muße
Zu stiller Einkehr und zu ernster Feier
Ist gar so wenig in der heilgen Zeit.
Und dennoch, ist nicht all dies frohe Schaffen,
Dies stille Sorgen für der Andern Freude,
Dies Denken an die Andern - Liebesarbeit,
Und Feier jener einen großen Liebe,
Die in der Christnacht uns erschienen ist?
O darum auf die Herzen und die Hände
Zum Schaffen und zum Geben und zum Lieben!
Schon manches ward beschafft; des Hauses Freunde,
Die Freunde von den Zäunen, von der Straße,
Die Witwen und die Alten und die Armen,
Die kamen schon und holten ihr Geschenk.
Jetzt steht die Hausfrau bei den grünen Bäumen,
Und prüfend mißt das Auge ihre Höhe.
Das kleine Volk umschwirrt sie: "Mutterchen,
Ist der für uns? der große?" Aber lachend
Verjagt sie schnell die Schaar mit grünem Zweig.
Der Baum wird festgestellt und aufgerichtet
In festlich stiller Stube, lieblich duftend
Nach Wachsstock und nach süßem Pfefferkuchen.
Der Vater hilft getreu, mit kundger Hand
Steckt er den Stern dort auf des Baumes Spitze,
Darum die Engel schweben. Nun die Lichter
Befestigt er an allen grünen Zweigen -
"Das können Frauen nicht," hat er gemeint.
"Doch andres machen Frauen besser," sagt er,
Denn eben kommt der alte Bote dort
Vom nächsten Städtchen, und in seiner Tasche
Steckt ja die liebe Zeitung.
Politik
Liegt heut der Mutter fern, viel wichtiger
Erscheint ihr jenes Kistchen mit der Handschrift
Der Großmama, und eilig wirds erbrochen;
Gar schöne Gaben kommen da zum Vorschein.
"Die rothen Kleidchen! nein wie allerliebst
Wird Annchen darin aussehn und Mariechen,
Und hier der Mantel für das kleine Gretchen,
Auch eine Wickelpuppe und ein Schäfchen
Mit Uhrwerk und ein Meierhof von Zinn.
Die blanken Garderegimenter hier
Für Georg, und schöne Bücher: die Geschichte
Von Griechenland mit vielen hübschen Bildern."

Da klopft es an die Thür: "Im Hausflur steht
Die alte Frau mit ihren blöden Augen
Und bittet um ein Christgeschenk." - "Geschwind,
Mariechen," ruft die Mutter, "hole mir
Aus meiner Stube die gedruckte Schürze,
Dabei das kleine Buch und Pfefferkuchen."
Ein Päckchen Kaffee fügt sie noch hinzu
Und Zucker und ein Stück Rosinenstollen.
"Das Buch kann euer Enkelkind euch lesen,
Und hier die Lichter zündet für sie an
Dem heilgen Christ zu Ehren."
Freudig dankend
Geht nun die Alte fort. Doch an der Hausthür
Steht schon ein Kinderpaar vom nächsten Dorf,
In dünnen Röckchen, frierend und verlangend
Sehn sie die Hausfrau an. "Ja Kinder, wartet,
Ich hab an euch gedacht." Und aus dem Schrank
Nimmt sie ein blaues Röckchen und ein Hemd,
Und Schuhe, die dem Georg zu klein geworden.
Mariechen bringt den Korb mit rothen Aepfeln,
Und Nüsse, Kuchen, Lichter, auch ein Büchlein,
Ein buntes Bild vom holden Jesuskind;
Und hocherfreut gehn beide Kinder fort.

Die Mutter aber spricht zum Töchterlein:
"Mariechen, sieh, den Korb füllst du mit Aepfeln,
Dort in der Kammer; und du zählst die Nüsse,
Sechs Schock hier in das Körbchen, Georg; und Beide
Tragt ihr die Körbe auf den Flur hinauf,
Dicht vor die Thür der Weihnachtsstube." -"Mutter!"
Spricht da Mariechen, "wenn die Thür dann aufgeht,
Da seh ich durch die Spalte all das Schöne!"
Und jubelnd springt sie fort mit ihrem Bruder,
Und beide sprechen von dem Jesuskind
Und singen dann mit hellen Kinderstimmen
Die süßen Weihnachtslieder, die sie lernten.
Die Mutter aber faltet still die Hände,
Und tritt ans Fenster, blickt zum Himmel auf:
"O daß doch bei der vielen Liebesarbeit
Ich Dich im Herzen trage, ewge Liebe!
Daß ich nur über all dem frohen Geben
Dich, wahre Himmelsgabe, nicht vergesse,
Die einzig glücklich macht."

Mit schnellen Schritten
Eilt sie zum Festgemach, wo treue Hand
Indessen Aepfel an den Baum gehangen
Und goldne Nüsse, süße Kuchenmänner;
Mit Sternen, Lilien, Ketten, goldnen Harfen
Wird noch der Baum geschmückt, und lichte Engel
Sehn aus dem Grün hervor - ein Wunderbaum,
Der Frucht und Blüthen trägt zu gleicher Zeit,
Voll Glanz und Pracht und Klang. Und auch im Herzen
Und von den Lippen klingt es laut und jubelnd.
"O lasset uns anbeten!" singt die Mutter,
"O lasset uns anbeten!" schallt es fröhlich
Von Kinderstimmen vor der Thür; und eilig
Tritt sie hinaus und überblickt die Körbe,
Und andern Auftrag giebt sie noch den Kindern.

Da klopft es an die Thür, der alte Diener
Steckt seinen grauen Kopf herein und bittet
Um Kerzen für die Leuchter. "Geh, Susanne,"
Spricht zu der Dienerin die Hausfrau, "hole
Die Lichter aus dem Schrank, hier ist der Schlüssel,
Und bringe mir den Korb mit Zuckersachen;
Sieh, ob der Bäcker auch die Stollen schickte,
Und wie stehts mit den Karpfen?" - "Eben jetzt
Sah ich den Gottlieb dort vom Hälter kommen."
"So geh und sorge, daß zu heute Abend
Bei Zeiten alles fertig ist. Auf morgen
Ist wohl das Nöthige beschafft?" - "Ich denke
Die Gänse noch zu füllen; doch das Haus
Ist rein und blank, recht festlich anzusehn."
Geschäftig eilt die treue Dienerin,
Den ihr gewordnen Auftrag auszurichten.
Die Mutter aber baut von Moos und Steinen
Ein felsig Hügelland; da an der Lehne
Des Berges sind drei Hirten mit der Heerde,
Die Schäfchen scheinen in dem weichen Moos
Zu weiden, eines trinkt vom klaren Teich
Am Fuß des Hügels - nur ein Spiegel ists,
Im Moos versteckt. Und über ihnen schwebt
Ein Engel licht und klar. Dort in der Ecke
Da steht ein Hüttchen, arm mit niedrem Strohdach,
Darinnen kniet Maria an der Krippe,
Und in der Krippe ruht das Jesuskind;
Der fromme Joseph steht daneben. Weiter
Im Hintergrunde liegen Ochs und Esel,
Und vorn im Stroh ein Nest mit einer Henne.
Und Engel schweben an den grünen Zweigen,
Als ob sie schauen wollten das Geheimniß,
Gottselig, kündlich groß!

Nun ists vollendet.
Sie blickt sich um im traulichen Gemach,
Wo der Dezembersonne matte Strahlen
Vergolden den geschmückten Weihnachtsbaum.
Ein Strahl trifft auch ihr Herz, ein Strahl der Sonne,
Die aufgegangen in der heilgen Nacht;
Und wie sie noch einmal sich niederneigt,
Mit Lorbeer und mit Lebensbaum zu schmücken
Das liebe Krippenbild, da faltet sie
Die Hände und aus ihrem Herzen klingts:
"Du Gottessohn, der Du aus großer Gnade
Vom Himmel kamst in diese Welt hinein,
Ich möchte Dir heut schmücken Deine Pfade
Mit grünen Zweigen und mit lichtem Schein,
Ich grüße Dich, Du Kind im armen Stalle,
Ich grüße Dich, Du König auf dem Thron!
O nimm mich an, o laß uns Alle, Alle
Dir dienen, Gottes und Marien Sohn!"

Nun kommt der Vater; lächelnd blickt er ihr
Ins strahlend helle Auge: "Meine Hausfrau
Wird jedesmal am heilgen Weihnachtsabend
Ein fröhlich Kind - nicht fröhlicher blickt Annchen
Aus ihren Kinderaugen, nicht vergnügter
Sieht sie sich ihre Christgeschenke an,
Als du die Krippe und den Weihnachtsbaum."

"Ich habe auch die rechte Weihnachtsfreude
Mit jedem Jahre mehr verstehen lernen,"
Spricht sie dagegen, "und das heilge Kind
Es bringt mir jedes Jahr der Freuden Fülle;
Ich bin so froh, so glücklich und so reich
Und möchte Alle froh und glücklich machen!
Doch komm und hilf die Gaben zu vertheilen
Für unser Kindervolk hier auf den Tischen."

Und froh geschäftig eilen nun die Eltern
Von einem Tisch zum andern, alles ordnend:
Hier Bücher, Stifte, schöne Bilderbogen,
Soldaten und Kanonen, ein Paar Schlittschuh;
Dort eine Wiege mit der Wickelpuppe,
Daneben steht ein Lehnstuhl und darin
Sitzt eine Dame, schön mit braunen Locken
Und rosenrothem Kleid. Und dicht dabei
Ein ganzes Tischservice für Liliputer;
Auch Speckters Fabeln und ein neues Buch
Von Oskar Pletsch liegt da. Und für die Kleinste,
Das süße Gretchen, giebt es eine Arche
Sieh Vater Noah mit den lieben Seinen
Steht an der Spitze einer Prozession
Von Thieren, die zum Theil sehr wacklig stehn,
Voran der Elephant mit Würd und Hoheit,
Dann folgt der Löwe, Tiger, das Kameel
Bis ganz zuletzt mit Meerschwein und Kaninchen
Und mit dem Schmetterling in gleicher Größe
Der lange Zug sich schließt. So wird noch manches
Zum Nutzen und zur Freude hingelegt,
Bis dann gemessnen Schritts der alte Jakob
Erscheint und an das Mittagessen mahnt.

Die Kinder sitzen fröhlich um den Tisch
Und sagen, heute könnten sie nichts essen,
Und essen doch; die Augen freilich wandern
Nach der geheimnißvollen Thür. Viel schneller
Als sonst ist man heut fertig, und die Mutter
Geht mit den Töchterchen zur Kinderstube.
Da kommt ihr Gretchen angetrappelt. "Mäuschen!
Dich hab ich heute kaum gesehn; nun warte,
Heut Abend wird es schön, da brennen Lichter,
Und singen wollen wir so hell, so schön,
Der liebe Heiland ist ja heut geboren!"
Die Kleine aber bläst mit ihrem Mündchen,
Als ob sie schon die Lichter vor sich sieht,
Und zeigt mit glücklichem Gesicht der Mutter
Das Bild des Christkinds auf Mariens Schoß.
"O Mutter sieh", ruft Annchen, "unser Gretchen
Zeigt dir den lieben Heiland!" Zärtlich drückt
Aus Herz die Mutter nun ihr kleinstes Mädchen.
Die andern hängen sich an sie: "Laßt, Kinder,
Mich nur bis heute Abend leben, bitte!
Bleibt jetzt bei Hanna, ich hab noch zu thun."
Die treue Hanna aber spricht: "Ihr Kinder
Wollt doch heut Abend lange munter sein,
Drum sollt ihr jetzt ein wenig schlafen, Gretchen
Ist ohnehin schon müde." - "Aber Hanna!"
Sagt da Marie, "ich bin schon sieben Jahr,
Ich kann nicht schlafen, doch versprech ich dir,
Ganz still zu sitzen; sieh, die Weihnachtsverse,
Die lern ich noch einmal." - "Nun gut, Mariechen,
Doch Annchen schläft und ist ein gutes Kind."
Und bald ist tiefe Stille eingekehrt,
Mariechen nur lernt mit gedämpfter Stimme.
Die Mutter legt noch Hand an die Bescheerung;
Des Hauses Diener werden auch bedacht,
Was ihnen nützlich und erwünscht, das wurde
Getreulich abgelauscht. Nun prangt der Tisch
Im Schmuck der Gaben; Nüsse, Aepfel, Kuchen
Darf auch nicht fehlen und manch schönes Bild.

Indessen darf Georg dem Vater helfen,
Das Tischchen für die Mutter aufzuputzen.
Zuletzt geht er mit Hanna und Mariechen
Ins Dorf hinunter, dort wo nah am Bach
Die alte Frau wohnt, von der Gicht gelähmt.
Sie kann nicht selbst sich ihre Gabe holen,
Da bringen ihr die Kinder: Kaffee, Zucker
Ein Täßchen Kaffee trinkt sie gar zu gern
Ein warmes Tuch und dann den alten Schmolke
Mit großer Schrift für ihre schwachen Augen.

Und nun ist alles fertig. Einen Blick
Wirft noch die Mutter auf die Weihnachtsstube
Und schließt die Thür. Gehüllt in warme Mäntel
Gehn dann die Eltern freudig mit den Kindern
Zur Christnacht in die Kirche. Wie die Glocken
So froh und feierlich hernieder klingen!
Und wie die hohen Kirchenfenster glänzen,
Des Kirchhofs weiße Decke hell beleuchtend;
Die süßen Weihnachtslieder klingen nieder
Vom Orgelchor, die Kinder stimmen ein,
Die Mutter auch mit tief bewegtem Herzen.
Dann Gottes Wort, die alte, ewig neue,
Die selige Geschichte von der Schatzung,
Die ausgeschrieben war in Judas Land,
Und wie es weiter heißt. In froher Stille
Lauscht da die Seele der Verkündigung;
Anbetend sinken Alle auf die Knie,
Und knien im Geiste dort in Bethlehem,
Den Heiland zu begrüßen, der geboren.
Und mit den letzten tiefen Orgelklängen
Geht es hinaus. Das Gretchen auch war mit,
Auf Hannas Schoß hat sie so still gelauscht
Und blickt nun fröhlich in die Sternennacht.

Die Kinder sammeln sich mit frohen Mienen
Und stehen mit den Hausgenossen harrend
Vor der verschlossnen Thür. Die Eltern zünden
Noch schnell die Lichter an. Da klingt die Schelle,
Und Alle treten ein und singen jubelnd
Das Lied der frohen selgen Weihnachtszeit.
Die Kinderaugen sehen strahlend, leuchtend
Den strahlend hellen Wunderbaum sich an.
Andächtig sagt Georg die heilgen Worte
Der Festgeschichte, wechselnd mit Marie,
Und Annchen schließt mit dem Gesang der Engel;
Indessen Gretchen von der Mutter Hand
Sich losgemacht und auf Entdeckungsreisen
Rings um den Baum gegangen ist und richtig
Ihr Tischchen fand und still begann zu spielen.

Die Mutter aber steht erhobnen Blicks
Im Kreise ihrer Lieben, frohen Herzens;
Sie sieht in all den Glanz, in all die Freude
Da nimmt die Seele weiten hohen Flug:
"Wie dieser Tag, so sei mein ganzes Leben,
Das gieb mir, Herr mein Gott, gieb Sorg und Müh,
Die Freude an der Arbeit gieb daneben,
Laß mich für Andre schaffen, spät und früh;
Laß mich für Andre leben, nicht für mich,
Und laß mich in den Andern froh Dir dienen,
Auch in den Armen, Kleinen sehen Dich,
Der Du, nur uns zu dienen, bist erschienen;
Und gieb mir, daß mich der Verklärungsstrahl
Der Ewigkeit in meinem Thun begleite,
Und ich von diesem Glanz um mich verbreite,
Bis ich ihn schau in Deinem Festessaal,
Bis sich für mich und für die lieben Meinen
Die Thüren aufthun, und das volle Licht
In alle Ewigkeit uns wird umscheinen,
Dein gnadenvolles Heilandsangesicht."

Eleonore Reuß

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Das Gold

Ich wog 'nen Weihnachtsapfel in der Hand,
Nachdenklich, wie wohl kaum zum ersten Male
Der Kaiser seiner Weltenherrschaft Pfand,
Des Reiches Apfel, wägt im Krönungssaale.

Nur war gemüthlicher zu schau'n mein Ball,
Stammt er auch nur von eines Baumes Zacken;
Dem Bauerknaben glich er, derb und brall,
Voll Saft und Kraft, mit dunkelrothen Backen.

Für heute trug er ein gar schmuckes Kleid
Am Leib, von Goldbrokat und eitel Flimmern,
Als woll' er in der lust'gen Faschingszeit
Als Reichskleinodie gravitätisch schimmern.

Zu locker nur saß die Dalmatica
Je öfter ich den Gaukler umgeschwungen,
Um so viel klarer aus den Flittern sah
Das ehrliche Gesicht des frischen Jungen.

Bald ward er kahl, sein gleißendes Gewand
Von goldnem Schaum blieb an den Fingern kleben,
Bis mir der Wind entführt den gelben Tand
Gold festzuhalten war mir nie gegeben.

Und dieses Gold, jetzt nur noch Goldes Traum,
einst war es Stufe, schlackenfrei, gediegen,
Die reichste Frucht vom goldnen Wunderbaum,
Die je aus dunklem Schacht an's Licht gestiegen.

Anstaunend maß das Kleinod der Wardein.
Du bist es werth, des Herrschers Haupt zu schmücken,
Dem Erdengott die Glorie zu verleihn,
Vor der die Völker in den Staub sich bücken.

Vollendet ward das Werk von Meisterhand,
Das Gold durchwirkt mit der Juwelen Blitze,
Und als des Himmels segenvolles Pfand
Erhob das Kreuz sich auf der Krone Spitze.

So prangte stolz auf des Gesalbten Haupt
Der Reif, vom Vater wandernd zu dem Sohne,
Zum Enkel, der fest wie sein Ahn geglaubt:
Der Blitzstrahl wage sich an keine Krone.

Ach, grausam ward geweckt der Erdengott!
Blutdürstig brach der Zeiten Geist das Siegel;
Er schleppte den Monarchen aus's Schaffot,
Und warf den goldnen Zirkel in den Tiegel.

Die Glocke schlägt, der Lehrer klappt das Buch;
Wild auseinander stäubt die Schaar der Buben:
Der grämelt an dem jüngst erlernten Spruch,
Der jauchzt, befreit vom dumpf'gen Dunst der Stuben.

Der Eine trägt ein ehrend Zeugniß heim,
Der Andre das entflammte Maal der Birken;
In diesem regt sich der Magister-Keim,
Und jener eilt, den Pranger zu verwirken.

Den Schülern gleich, bald ernst, bald neckisch wild,
Stob auch der Krone Gold in alle Lande,
Vergöttert als ehrwürdiges Gebild,
Vergöttert in der Mode Gaukeltande.

Hier barg es als Monstranz der Gottheit Leib,
Und tausend beugten sich vor seinen Strahlen;
Als Schlang' umwand es dort das sünd'ge Weib,
Mit langer Reu' die flücht'ge Lust zu zahlen.

Hier ward's zum Ring an der Verlobten Hand,
Den sie stillselig an die Lippen preßte,
Dort funkelt es am buntgestreiften Band,
Als Ritterkreuz erkämpft vom Ordensfeste.

Und weiter treibt des Goldes wilde Jagd.
Den Ring zermalmt des Auctionator's Hammer,
Die Schlangenkette ringelt sich bei Nacht
Vom weißen Busen in des Juden Kammer.

Einstimmig geht zum Heil des Vaterlands
Das Votum durch - für Plünderung des Lempels;
Fort in die Münze wandert die Monstranz,
Und seufzet unter'm Eisendruck des Stempels.

Noch ist's das hartgequälte Kronengold,
Deß bleicher Glanz verblendet den Rekruten,
Das ihn bethöret, für des Fremdlings Sold
Im Bürgerkrieg zu morden und zu bluten.

Noch ist's das hartgequälte Kronengold,
Das sich in der Hetäre Hand verirret,
Das auf der Trommel hin und wieder rollt,
Beim Würfelspiel vom wilden Fluch umschwirret.

Noch ist's das hartgequälte Kronengold,
An dem des Wuchrer's schmutz'ge Fäuste feilen,
Das Stück für Stück ihm seine Ränder zollt,
Um als Betrüger durch die Welt zu eilen.

Und wieder ist's das arme Kronengold,
Das schmachbedeckte, müde, lebenssatte,
Das durch die Gluth gepeitscht, vom Stahl gerollt,
Sich ächzend streckt zum flatternd dünnen Blatte;

Das seinen Mantel leiht dem Bettler Holz,
Die Armuth übertüncht mit hohlem Prunken,
Das zu der Jetztwelt Bild, zu Lumpen-Stolz,
Zu jammerbleicher Hoffahrt ist gesunken.

Gelöst ward erst sein Fluch am Weihnachtsbaum,
Entsündigt erst vom Lächeln eines Kindes;
Der Frieden ward ihm nur als flücht'gem Schaum,
Und Ruhe, seit es Beute ward des Windes.

Franz Freiherrn von Gaudy


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