Weihnachtsvers zur Weihnachtszeit
Wie Wunder ist's geschehen
In kalter Winterluft.
Allüberall ein Wehen
Von starkem Tannenduft.
Allüberall ein Rauschen
Von leichtem Flittergold,
Ein Harren und ein Lauschen,
Ein Sehnen wunderhold.
Die Weihnachtsboten eilen
Beflügelt durch das Land,
Um Segen auszuteilen
Und Gaben allerhand.
Und gnadenvoll zum Feste
Naht uns vom Himmelsthron
Der Gottesgaben beste:
Des Vaters ein'ger Sohn.
Elisabeth Kolbe
So still ist's heute in der Runde,
Halb schon im Dämmer liegt der Raum,
Und auf des Jahres letzte Stunde
Senkt sich der Weihnacht holder Traum.
Die Flocke tanzt im wilden Reigen,
Die Dächer glänzen dicht verschneit,
Und auf den kahlen Lindenzweigen
Duckt sich der Spatz ins warme Kleid.
Weihnachten! - Mädchen sinnt und Bube,
Als geh' ein Wunderbares vor,
Als stehe schon in trauter Stube
Die Tanne grün in Licht und Flor.
Da horch! mir ist, als ob im Kreise
Ein Flügelrauschen ich vernähm',
Und mir in tiefster Seele leise
Erklingt es wie gen Bethlehem:
"O Christkind, komm! und laß dich halten
Inmitten dieser Kinderschar;
Schau tief in ihres Herzens Falten,
Ob ich dein treuer Helfer war.
"Und ließ ich welken eine Blüte,
Und tat ich nicht, wie du gewollt,
Dann sei in deiner Himmelsgüte
Auch mir, dem großen Kinde, hold!"
Die Glocke klingt - und zum Gebete
Erheben sich die Hände fromm,
Und wie ich vor die Reihen trete,
Fleh' ich noch einmal: "Christkind, komm!"
Hans Willy Mertens
Weihnachtszeit, o heil'ge Zeit!
Wenn der Winter stürmt und schneit,
Dann ergreifst du Jahr um Jahr
Deutsche Herzen wunderbar.
Eisesblumen draußen blüh'n, -
Uns umrankt der Tanne Grün,
Glänzend strahlt der Lichter Pracht
In der heil'gen Wundernacht.
Leise klingt's wie Festgeläut
Aus der hellen Weihnachtsfreud',
Klingt zum Herzen hold und schön
Wie ein Gruß aus bessern Höh'n.
Friedrich Naumann
(1895)
Nun nahst du segnend wieder
Du schöne sel'ge Zeit!
Die alten Weihnachtslieder
Erklingen weit und breit.
Erfüllt von Tannendüften
Ist alle Welt umher,
Und aus den Winterlüften
Klingt frohe Weihnachtsmär.
Wie sind so voll von Hoffen
Die Kinderherzen all!
Sie sehn den Himmel offen,
Sie hören Engelschall.
Des Tages kleine Schmerzen
Sind all zur Ruh gebracht,
Lebendig ist im Herzen
Der Traum der heil'gen Nacht.
Und liebe Bilder zeigen
Sich uns im Christbaumlicht.
Es lächelt aus den Zweigen
Der Mutter treu Gesicht.
Ein ahnend süß Erinnern
Nicht von uns weichen will,
Und drinnen tief im Innern
Wird's still, wird's weihnachtsstill.
Drum sei gegrüßt uns wieder,
Du sel'ge Weihnachtszeit!
Du bringst den Frieden nieder
In dieser Tage Streit.
Ihr Herzen all voll Bangen,
Ihr Müden nah und fern,
O hört es: Aufgegangen
Ist schon der Weihnachtsstern!
Georg Oertel
(1894)
So sei gegrüßt, du liebliches Fest
An düsterer Jahreswende!
Nun leuchtet, ihr Lichter aus grünem Geäst,
Nun öffnet euch, Herzen und Hände!
Feierlich schallen die Glockenklänge,
Lieblich ziehen die Weihnachtsgesänge,
Freude und Frieden weit und breit!
O du fröhliche Weihnachtszeit!
Wir schauen die Hirten, vom strahlenden Schein
Der himmlischen Scharen umwoben,
Wir schauen sie wieder im Stalle klein,
Vereinet zum Danken und Loben.
Harrenden Völkern ist, was sie begehret,
Was sie ersehnet, in Fülle gewähret,
Gott ist erschienen in Niedrigkeit.
O du selige Weihnachtszeit!
Auch dir ist worden in Christo das Heil,
Für dich auch stieg er zu Erden.
Du hast an seiner Gnade teil,
Auch du sollst selig werden.
Danke ihm, daß er zu retten dich kam,
Lastendes Leid von dem Herzen dir nahm,
Gegen Sünde und Tod dich gefeit!
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Die Zeit ist ernst. Wohl möchte der Blick
Sich trübe und düster senken,
Wenn wir des deutschen Volkes Geschick
Und seiner Zukunft gedenken. - - -
Machet das bangende Sorgen zu nichte!
Alles erglänzet im Weihnachtslichte!
Christus ist kommen! Licht ist die Zeit!
Freu dich, freue dich, Christenheit!
Georg Oertel
1833
In blauer Pracht, ein goldgesticktes Zelt,
Hängt rings der Himmel auf die Erde nieder;
Viel muntre Sterne glänzen hin und wieder,
Und ruhig prangt im Winterschmuck die Welt.
Nur ach, wie einsam ist's im weiten Feld!
Kein Vogel schwingt das lustige Gefieder,
Aus keinem Laubdach tönen frohe Lieder,
Jäh kreischt der Schnee, die wilde Meute bellt.
So trägt mein Herz sein winterliches Kleid,
Und die mir scheinen selbst, die süßen Sterne,
Sie wärmen nicht, sie flimmern, schimmern nur!
Doch sei getrost! Bald kommt die frohe Zeit,
Die heil'ge Christnacht dämmert in der Ferne,
Und Engel schweben durch die öde Flur.
Robert Eduard Prutz
Es tönt ein Lied durch unser Sein,
Will dringen tief ins Herz hinein;
Will Frieden, Klarheit bringen
In all des Lebens Ringen,
In all den Zweifel, Trug und Schein -
Ein Wundersang so wonnig rein ...
Das Lied ein Weilchen uns befreit
Von all dem wüsten Lebensstreit;
Welch herzbezwingend Tönen
Von Liebe und Versöhnen!
Drum öffnet ihm die Herzen weit,
Dem hohen Lied der Weihnachtszeit ...!
Franz Josef Zlatnik
An deinem Segensborne,
Du hehre Weihnachtszeit,
Erblüht mir neu der Friede,
Verwelkt im Lebensstreit.
Und Schimmer leuchten wieder,
Die längst erloschen sind ...
Und längst verwehte Zauber
Umhauchen mich so lind ...
An deinem Segensborne,
fernab vom Lebensstreit,
Da winkt erfrischend Ruhen,
Du hehre Weihnachtszeit! -
Franz Josef Zlatnik