Gedichte vom Tannenbaum


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gedichte tannenbaum Weihnachtsbaum

Wir haben heute Weihnachtsfest,
Wo Alles, was sich liebet,
Umarmet, küsset und beschert,
Versöhnt, was sich betrübet.

Die Weihnachtskerzen brennen hell,
Es tragen schwer die Äste,
Der Christbaum pranget reich geschmückt,
Ein Jeder gibt das Beste.

Dir nur allein ergrünet nicht
Der Baum mit seinen Zweigen,
Kein Lichtlein freut dein Auge heut,
Kein Ast will dir sich neigen.

Gern böt' ich, was dein Herz erfreut,
Wollt' Schätze gern dir spenden,
Doch hab' ich von dem Allen Nichts,
Ich komm mit leeren Händen.

Doch sei d'rum gut. - Ich bringe dir
Was grünt in meinem Herzen;
D'raus mach' ich einen Weihnachtsbaum,
Und zünde an die Kerzen.

All' was mir Sinn und Herz erfreut,
Was mir im Geiste helle,
Das steck ich auf den Weihnachtsbaum,
Und zünd ihn an zur Stelle!

An jedem Zweige hängt ein Kuß,
Durch den mein Herz dir saget,
Daß du mir Alles, Alles bist,
Und: ob ich's dir auch? fraget.

Daneben hängen Wünsche fromm
Für deines Lebens Glücke.
Gib mir dafür, ich bitte dich,
Zwei freundlich milde Blicke.

Zwei Zweige drücken weich und mild
Dich enge an mein Herze;
Dort lege nieder, was dich freut,
Was dich bewegt im Schmerze.

Und daß der Baum recht fest auch steh,
So wurzle er in Treue;
Die Lieder sind der frische Thau,
Daß dich sein Grün erfreue.

Hoch auf der Krone prangen dir
Der Liebe helle Flammen;
Und so nimm meinen Weihnachtsbaum,
Deß Zweige frisch entstammen.

O lösche nie die Lichter aus,
Laß brennen sie für immer,
Und soll erfreu'n noch spät das Grün
Und all' sein Glanz und Schimmer.

D'rum bleib mir gut und pflege du
Mit treuer Hand das Walten
Der Fantasie, der Wirklichkeit,
Laß nie dein Herz erkalten.

Hermann Sallmayer


Lob der Tanne

Der schöne Wald, der grüne Wald
Läßt wachsen Bäume mannigfalt:
Gewaltig sonder Gleichen
Stolziren unsre Eichen;
Doch ihre Frucht ist herb und klein -
Drum sag' ich Nein und aber Nein!
Ich lobe mir was Anders.

Die Ulme hebt sich hoch und kühn,
Die Buche treibt ein saftig Grün,
Ehrwürd'ge Bärte hangen
Am Birkenbaum wie Schlangen;
Doch ihre Frucht ist winzig klein -
Drum sag' ich Nein und aber Nein!
Ich lobe mir was Anders.

Wie Honig süß ist Lindenduft
Beim leisen Hauch der Sommerluft;
Auch thut mich oft ergetzen
Des Eschenlaubes Schwätzen.
Allein, allein - was nützt mir das?
Ich wünsche mir auch sonst noch was,
Ich lobe mir was Anders.

Der Ahorn mit dem Fingerblatt,
Die Weide mit den Kätzchen glatt,
Wie Silber anzuschauen,
Die Erlen auch, die grauen,
Und alle Bäume her und hin
Sind schön - doch nicht nach meinem Sinn -
Ich lobe mir was Anders.

Im ganzen, weiten Waldesraum
Die Krone ist der Tannenbaum,
Wächst auf wie schlanke Kerzen,
Ist grün im Mai und Märzen,
Sein Schatten dunkel, dicht und kühl;
Und treibt der Wind sein kosend Spiel,
Webt's heimlich durch den Wipfel.

Und jährlich einmal zieht er aus
Vom Walde her in unser Haus:
Da nahet sacht und leise,
Gar wundersamer Weise,
Das wonnige Christkindelein
Und segnet alle Zweigelein -
Heida! das wird ein Leben!

Da wächst und winkt uns frucht an frucht,
Von allen fluren ausgesucht,
Von allen, allen Arten,
Der Baum erblüht zum Garten;
Was Aug' und Herz ergötzen kann,
Das ist in vollster Fülle dran,
Vom Fuße bis zum Gipfel.

Zu übersehn die Herrlichkeit,
Sind hundert Lichtlein gleich bereit,
Die Alles übermalen
Mit goldnen Sonnenstrahlen:
Das Aug' erträgt den Schimmer kaum -
O sei gepriesen, edler Baum,
Und der dich so gesegnet.

Friedrich Wilhelm Grimme


Eucharistischer Christbaum

Nun - denkst du noch, Kind, an das vorige Jahr
Und an den seligen Weihnachtsabend,
Und an den Christbaum, wie Augenlabend
Und voll von köstlichen Früchten er war;
Und wie sie flammten - die Kerzlein munter,
Als wären es lichte Engelknaben,
Die aus dem hohen Himmel herunter
Zur Erde den Flug genommen haben;
Als wollten sie singen und sagen viel
Vom Licht vort oben, dem ewigen, reinen,
Dem urlebendigen Ouell, dem Einen,
Der aller Schöpfung und Wesen Ziel;
Als wollten sie mahnen auch uns, zu loben
Den Vater der Lichter im Himmel droben!

Sieh - solch ein Christbaum, der Wildniß entführt,
Mit seinem Gezweig' nach dem Himmel langend,
Von tausend Gnaden-Geschmeiden prangend,
Womit ihn Gott und Kirche geziert;
Umwohnt von Engeln ohne Fehle,
Vom Glauben entzündet und seiner Wahrheit,
Getaucht in überirdische Klarheit -
Das ist, o mein Kind, des Christen Seele!

Das ist auch deine Seele, wenn du
In wonnesel'ger Gewissensruh'
Genahet der heiligsten Opferschaale,
Und dein Gott sich neigt, voll Liebeswehn
In dir ganz ein-und unterzugehn,
Und du Ihn genießest zum ersten Male.

Dann ist der Christbaum fertig,
Des Tugendlebens gewärtig;
Dann soll keine Glut ihn versehren,
Kein Frost ihm zu blühen wehren,
Der Böse ihn nicht zerschneiden;
Dann sollen die Engel ihn warten
Für Gottes himmlischen Garten,
Und dort in Schönheit ihn kleiden!

Michael Philipp Helmsauer


Das fromme Bäumchen

Ich hab' ein Bäumchen von guter Art,
So stillbescheiden, so lieb und zart,
Es steht in Gartens Mitte
An einer niedren Hütte,
Als wär's ein Eremite,
Und wollte laden die Blumen fein
Bei Tag und Nacht zum Gebete ein.

Wie prangten im weißen Blüthengewand
Die andern Bäum', als der Frühling erstand!
Das Bäumchen stand zur Seiten,
Und thät sich bräutlich kleiden
In rosenfarbne Seiden,
Als hätte die Liebe, die ewig blüht,
Es sonnig und wonnig angeglüht.

Und als der Herbst durch die Fluren ging,
Wo manche Frucht an den Bäumen hing;
Das Bäumchen doch vor allen
Trug viele Aepfel-Ballen,
Als wären's Betkorallen,
Gereift in der Liebe Sonnenglanz,
Ein duftender, heiliger Rosenkranz.

Nun trauert im Winter das Bäumchen zwar,
Die Aepfel aber ich treu mir bewahr';
Die sollen den Christbaum schmücken,
Den Engeln zum Entzücken,
Ein kindlich Herz beglücken
Im lieblichen Schimmer der heiligen Nacht
Als sinnige Gabe vom Christkind gebracht!

Michael Philipp Helmsauer


An den Christbaum

Immergrünender Baum,
Künder des ew'gen Lichts,
Sei mir herzlich gegrüßt!
Goldiger Früchte voll
Lockt Dein leuchtender Wipfel
All die Kinder zum frohen Fest.

Horch, schon stürmt sie herein, jubelnd, die munt're Schaar,
Dir zu Ehren geschmückt, prüft sie mit trunk'nem Blick,
Ob Du ihnen bescheert, was
Traumverkündend das Herz sich wünscht.

Fern durch's kalte Gebirg lenkt er den schnellen Schritt,
Er, der wandernde Sohn, mächtigen Dranges voll,
Und Du leuchtest getreulich
Heimwärts ihm in des Vaters Arm.

Und wie rosig erglühn Stirne und Wangen ihr,
Ob der sinnigen Gab', so Du der Jungfrau gibst,
Huldreich mahnend an künft'ge
Tage, seliger Wonne voll.

Doch nun klingt der Pokal, funkelnder Rebensaft
Schäumt Dir perlenden Dank, stammelnden Gruß
auch beut
Dir der lächelnde Säugling,
Der mitjauchzt an der Mutter Brust.

O, so leuchte auch mir, Künder des ew'gen Lichts,
Scheuch das dunkle Gewölk fort von der Seele mir,
Daß sie Deiner sich freue,
Wie mit gläubigem Sinn das Kind!

Ludwig Hinterding


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