Gedichte zur Heiligen Nacht


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Gedichte Heilige Nacht

Die heilige Nacht

Und wieder steigt, der Welt das Heil zu spenden,
Die stille Nacht, die heilige, hernieder,
Des Segens volles Füllhorn in den Händen
Und auf den Lippen jubelfrohe Lieder.

Wir alle spüren ihres Wesens Güte
Und ihres Friedens sanftes, stilles Wehen;
Sie hat für alle eine Himmelsblüte,
Die ihre Sendung glaubensvoll verstehen.

Denn ihr Geheimnis faßt die Kindesseele:
Das heilige der menschgewordnen Liebe.
O, daß ihr Gnadenschein heut keinem fehle,
Kein Leben arm und ohne Hoffnung bliebe.

Elisabeth Kolbe


Unter dem Sternenhimmel

(In der Weihnacht)

O Dank, dass Du vor mir enthülltest
Die Wunder Deiner Herrlichkeit,
Mit ahnungsvollem Abglanz fülltest
Den Grund der Brust mir tief und weit.

Den Baum der Schöpfung seh' ich ragen,
Lichtfunkelnd durch die Himmelsnacht,
Und muss geblendet niederschlagen
Den Blick vor seiner Sternenpracht.

Da ruft der Glocken Festgeläute
Mich heim in trauten Erdenraum,
Den mit dem Glanz der Christnacht heute
Erfüllt der theure Gabenbaum.

Und all das Schau'n in sel'ge Ferne
Erblasst vor eurem Strahlenblick,
Ihr meine süssen Augensterne
Voll Kindeslust und Weihnachtsglück.

Julius Lohmeyer


Dorf in der Weihnachtsnacht

Dürftigen Lichtes dünne Fäden
Aus geschlossnen Fensterläden.

Kein Geflüster, kein Gemunkel.
Tiefes Schweigen birgt das Dunkel.

Keiner Räder knarrend Rollen.
Arbeit schläft. Es ruht das Wollen.

Keines Wandrers hastige Schritte.
Dumpfe Ruh in Winters Mitte.

Dennoch - atmend durch die Runde
Die stets neue, selige Kunde.

Hans Much


Christnacht

Blieb Gold im Erdendunkel hangen
Vom Wunderstern der Hirtenflur?
Sind Engel durch den Wald gegangen,
Fromm folgend jener lichten Spur?
Ja, Liebe hat zur heil'gen Nacht
Solch' Glänzen in die Welt gebracht.

Goldfunken sind zurückgeblieben,
In Haus und Hütten rings verstreut,
Im Tannengrün steht's hell geschrieben,
Welch' selig Glück die Weihnacht beut.
D'rum flammt es auf im engsten Raum,
D'rum glänzt so fromm der Hoffnungsbaum.

Und was die Engel einst gesungen
Als Wiegenlied dem Himmelskind,
Tönt fort in aller Völker Zungen,
Und wo zur Weihnacht Thränen sind,
Deckt Engelhand die Wunden zu,
Wiegt's müde Herz in heil'ge Ruh.

Horcht, in das himmlische Frohlocken
Tönt frommer, froher Kindersang,
Und Friede läuten alle Glocken
Von Turm zu Turm, von Hang zu Hang.
So feierlich die Tannen stehn,
Als wollten sie das Christkind sehn.

Komm heil'ge Nacht, du Gottgesandte,
Mit deinen Friedensmelodien,
Wollst mit der Liebe Sternenbande
Uns näher zu dem Himmel ziehn,
Zu unvergänglich hohem Glück
An's große Vaterherz zurück!

Dora Naumann

Gedichte zur Heiligen Nacht

Am heiligen Abende

(1898)

Nun komm, mein Kind, setz dich auf meinen Schoß,
Laß uns selbander in den Abend schauen!
Wie leuchten deine Augen tief und groß,
Viel tiefer als des Himmels letztes Blauen!
Die Dämm'rung streckt die grauen Schwingen aus,
Und schwarze Schatten ziehn vom Waldesrande,
Mit seinem Bäumchen geht ein Kind nach Haus:
Der heil'ge Abend senkt sich auf die Lande.

Durch dunkle Tannen glänzt das Abendgold,
Wie Lockenflimmern hängt es in den Zweigen.
Dort guckt das erste Sternlein, hell und hold;
Der müde Tag will sich zur Rüste neigen.
Bald kommt zur Stille nun dein sehnend Herz,
In Weihnachtshelle wandelt sich das Dunkel:
Vom Himmel schwebt das Christkind erdenwärts,
Entzündet deines Lichterbaums Gefunkel.

Es wird so seltsam still, - erwartungsbang; -
Die weite Welt liegt wie im wachen Traume.
Leis zieht's von ferne her, wie Glockenklang,
Ein eigner Schauer weht im kahlen Baume.
Nicht wahr, jetzt siehst du's schweben himmelher?
Jetzt siehst du güldne Engelflügel wehen?
Siehst du's? - Wir blinden Alten sehn's nicht mehr. -
O, könnt ich noch mit deinen Augen sehen!

Georg Oertel


Christnacht

1833

Heil'ge Nacht, auf Engelschwingen,
Nahst du leise dich der Welt,
Und die Glocken hör' ich klingen,
Und die Fenster sind erhellt.
Selbst die Hütte trieft von Segen,
Und der Kindlein froher Dank
Jauchzt dem Himmelskind entgegen,
Und ihr Stammeln wird Gesang.

Mit der Fülle süßer Lieder,
Mit dem Glanz um Thal und Höhn,
Heil'ge Nacht, so kehrst du wieder,
Wie die Welt dich einst gesehn?
Da die Palmen lauter rauschten,
Und, versenkt in Dämmerung,
Erd' und Himmel Worte tauschten,
Worte der Verkündigung;

Da mit Purpur übergossen,
Aufgethan von Gottes Hand,
Alle Himmel sich erschlossen,
Glänzend über Meer und Land;
Da, den Frieden zu verkünden,
Sich der Engel niederschwang,
Auf den Höhen, in den Gründen
Die Verheißung wiederklang;

Da der Jungfrau Sohn zu dienen,
Fürsten aus dem Morgenland
In der Hirten Kreis erschienen,
Gold und Myrrhen in der Hand;
Da mit seligem Entzücken
Sich die Mutter niederbog,
Sinnend aus des Kindes Blicken
Niegefühlte Freude sog.

Heilge Nacht, mit tausend Kerzen
Steigst du feierlich herauf:
O so geh' in unsern Herzen,
Stern des Lebens, geh' uns auf!
Schau, im Himmel und auf Erden
Glänzt der Liebe Rosenschein:
Friede soll's noch einmal werden
Und die Liebe König sein!

Robert Eduard Prutz


Christabend

Dort! durch Nebel röthlich erglüht die Sonne!
Trennt des Winters wallende Florgebilde,
Leuchtet schon ins Fenster herein, die hohe,
Herrliche Flamme.

Goldner Lichtglanz, füllest du mir die Kammer!
Goldner Lichtglanz, füllest du mir die Seele,
Und so stille thauet hinweg der Glieder
Schauernde Kühle.

Warme Ströme fluthen herauf, hernieder,
Durch die Adern alle der Brust ergossen;
Frühling läutend klopfet das Herz, es läutet
Hell wie ein Glöcklein.

So erklang die Stimme der heil'gen Christnacht,
So ergoß sich einst die geweihte Helle;
Lieblich wärmend floß sie um Heerd' und Hirten,
Seelen-erquickend.

Ach! so drang dem Fröstelnden einst die Sonne
Deiner Lieb' ans Herz! In des Winters Schauern
Unfroh stand ich, Winter im starren Busen,
Nacht in der Seele.

Und zum Abschied winkten die nächt'gen Sterne,
Und ich stand und zauderte, stand beklommen; -
Da umschlangst du Bebende mich und legtest
Lippe an Lippe.

Und das Wunder sah ich geschehn; es schlug mir
Warm die Gluth im Herzen empor, es schmolzen
Abschiedsfrost und Winter hinweg, ich sah nur
Gläubig ins Helle.

Sah im Aug' dir Flammen des Lebens brennen!
Rings erstrahlt' die heilige Nacht, die Glocke
Rief von fern: "Den Menschen ein Wohlgefallen,
Frieden auf Erden!"

Adolf von Wilbrandt


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