Weihnachtsgedanken als Weihnachts-Gedichte


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weihnachts gedichte

Friede auf Erden!

(1890)

O heilge Nacht, da auf Bethlehems Feld
Die Hirten die Kunde vernommen,
Daß nun der bange harrenden Welt
Aus Zion das Heil gekommen!
Wie tröstlich klang sie, die köstliche Mär!
Wie schallte es jauchzend vom Himmel her:
Friede auf Erden!

Und wieder tönt in des Tages Streit,
In des Hasses Lärmen und Toben
Die köstliche Kunde aus seliger Zeit
Im Weihnachtsgeläute von oben,
Durchs tote Feld, in den schweigenden Hain
Die Gassen entlang, in die Herzen hinein:
Friede auf Erden!

O hört es, ihr Armen, die heimatfern,
Von der Nacht des Hasses umdunkelt,
O hört es und folget dem leuchtenden Stern,
Der über Bethlehem funkelt!
Das ist die Macht, das ist das Licht,
Das Ketten zerreißt und Nächte durchbricht:
Friede auf Erden!

O höret es, die ihr mächtig und groß,
Gestellt auf die Höhe der Zeiten,
Und bringet dem Kind auf Mariens Schoß
Die Gaben, die jene einst weihten,
Den Weihrauch ihm, der bezwang den Tod,
Das Gold, zu lindern der Brüder Not!
Friede auf Erden!

O höret es alle! Der Christbaum brennt!
Nun bannet die trennenden Triebe!
Jetzt eine sich wieder, was sonst getrennt,
Und tausche Liebe um Liebe!
Der uns geliebt, bis das Herz ihm brach,
Der den Haß bezwungen, ihm nach, ihm nach!
Friede auf Erden!

Georg Oertel


Herr, gieb Frieden!

(1891)

Und wieder harrt das Land voll Bangen,
Wie damals, als der Hirtenschar
In Bethlehem mit güldnem Prangen
Der Weihnachtsstern erschienen war.
Ein Ton durchzittert alle Lieder,
Aus allen Herzen heiß es quillt:
O, sende, Herr, den Frieden nieder,
Der unser bandes Sehnen stillt!

Wenn jetzt des Festes stille Feier
Durchbricht der Tage öden Lauf,
Da wird die müde Seele freier,
Da wacht, was lang geschlafen, auf,
Da regt sich's tief im Innern wieder,
Das klopft und klagt, das bebt und brennt:
O, sende, Herr, den Frieden nieder,
Den Frieden, den die Welt nicht kennt!

Wohl lockt die Welt zum wüsten Tanze
Ums goldne Kalb so jung wie alt.
Geh hin! Berausche dich am Glanze:
Der Schimmer bleicht, das Gold bleibt kalt.
Und müde senken sich die Lider,
Geblendet von dem grellen Schein:
O, sende, Herr, den Frieden nieder
Ins heimwehkranke Herz hinein!

Ist auch der Menschengeist gedrungen
In des Erkennens Tiefen ein,
Und ist das Höchste ihm gelungen,
Und dünkt er sich ein Gott zu sein:
Gar bald wird er zum Menschen wieder,
Vom Sterbebett es klagend klingt:
O, sende, Herr, den Frieden nieder,
Den Frieden, der den Tod bezwingt!

Nicht jene, die in irrem Wahne
Ein täuschend Zukunftsbild gemalt,
Vor deren Haufen rot die Fahne
Des Hasses, der Empörung strahlt,
Die bringen nicht den Frieden wieder,
Nur heißern Kampf und schlimmern Streit. -
Herr, sende du den Frieden nieder,
Den uns dein Engel prophezeit!

Sein harrt die Welt in dumpfem Sehnen;
Dem Christenherzen ward er schon.
Es scheucht die Angst, es wehrt den Thränen
Der Glaube an den Gottessohn,
Der Glaube, der nicht hin und wider
Ein schwankend Rohr im Winde weht. -
O, sende, Herr, den Frieden nieder,
Den Frieden, der im Glauben steht!

Und dünket sich die Narrheit weise
Und spottet sie des Weihnachtslichts:
Der Erdenglanz wird Würmerspeise,
Die Weisheit dieser Welt wird Nichts.
Der Glaube singt die alten Lieder
Siegfroh in alle Welt hinein:
O, sende, Herr, den Frieden nieder!
Herr Jesu, komm! Wir harren dein.

Georg Oertel

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Weihnachtszauber

Oft fand ich in Büchern Blüten gepreßt
Aus junger Tage Frühlingsfest.

Was einst geleuchtet im Maientrieb,
Als Staub mir zwischen den Fingern blieb.

Und Duft und Farbe von sonnigem Tag -
O Gott, wie weit das im Nebel lag!

Doch heut'... Ich nahm einen alten Band
Von Kindermärchen in die Hand.

Noch klingt's mir im Herzen, noch klingt's mir im Ohr:
"Stillsitzen, mein Bübchen, ich les' dir was vor.

Von der guten Frau Holle im weißen Haar,
Vom Rumpelstilzchen, das zornig war;

Von des Königs blondhaarigem Töchterlein,
Dem fiel sein Krönchen ins Wasser hinein;

Und vom Schneewittchen, das wegmüd' und krank
Aus dem Becher der fleißigen Zwerglein trank ..."

Und wie ich so wende Blatt um Blatt,
Da steigt vor mir auf die verschneite Stadt.

Die Möwen umkreisen die Schollen im Strom,
Es schwingen sich tönend die Glocken vom Dom -

Es flockt an die Scheiben - es flüstert im Gang -
Es läutet ein Schlitten das Sträßchen entlang -

Ein Lichtchen zuckt durch die Dämmerung -
Und ich bin jung ... und ich bin jung!

Und zwischen Blättern und Kindertraum
Liegt still ein Reislein vom Weihnachtsbaum,

Als ob's in verschwiegenem Märchengrab
Viel Jahre auf mich gewartet hab'.

Und an den Nadeln dichtgedrängt
Ein glänzendes, silbernes Fädchen hängt;

Das hat verloren vom knisternden Kleid
Das Christkind meiner Kinderzeit.

Eine liebe Hand, die längst verwest,
Hat das Zweiglein wohl einst vom Baume gelöst,

Daß mich's am düsteren Wintertag
Wie Geistergruß noch finden mag.

Und sieh, im dunklen Herzen flammt
Der Baum auf, dem der Zweig entstammt.

Die bunten Kerzen strahlen weit
Über fröhliche Menschen und fröhliche Zeit

In schmeichelnder Erinnerung -
Und ich bin jung ... und ich bin jung!

Rudolf Presber


Am hellen Baum

Nun laßt uns uns die Hände geben
Und still am hellen Baume stehn -
Wie oft hat uns das dunkle Leben
Im Kampfe und als Feind gesehn.

Wie oft sind rauh wir ausgezogen
In Trotz und Schweigen, waffenschwer,
Und alle Liebe schien verflogen,
Versprengt auf Nimmerwiederkehr.

Es schwieg der frommen Lerche Singen,
Und abgeblüht war Ried und Feld,
Und nur vom Hassen und vom Ringen
Das harte Lied schwang durch die Welt ...

Doch diese Stunde mit den hellen
Kerzen der Liebe schlingt das Band:
Wir steigen zu den heil'gen Quellen
Der sel'gen Kindheit Hand in Hand.

Wir schaun den Wald der Lichterbäume,
Die einstens, einst für uns entfacht,
Und segnen unsre toten Träume
Im milden Schauer dieser Nacht.

Dem Alltag fern, dem Marktgetriebe,
Um unsre kühle Stirne weht
Ein Weihegruß der großen Liebe,
Die für die Menschheit sterben geht.

Schnee deckt die Stapfen unsrer Pfade,
Und über weiße Felder klingt
Ein Hirtenlied der großen Gnade,
Die endlich uns den Frieden bringt.

Und jene, die sich schon geborgen
In Hafenruh nach Sturm und Schlacht,
Die sprechen bis zum Weihnachtsmorgen
Mit uns die ganze, ganze Nacht ...

Rudolf Presber


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