Gedichte zur Weihnachtsgeschichte


Die Weihnachtsgeschichte gedichte weihnachtsgeschichte gedicht weihnachtsgeschichte


Weihnachtslegende

Maria lag in Schmerzen sieben Stunden,
Und ihre Augen leuchteten nach innen,
Da gab man ihr, gehüllt in weisses Linnen,
Den jungen Gott, der sich zu ihr gefunden.

Sie zitterte, der schwachen Hand zu trauen,
Aus Furcht, er möchte fallen. Doch er schwebte
Ganz ohne Schwere über ihr im blauen
Nachthimmel, während ihre Ahnung bebte.

Klabund


Weihnacht

Die Nacht war ohne jeden Hall und Klang,
in harter Kälte Holz und Eisen sprang,

Schnee schüttete die Glut der Sterne zu,
gab seinen Flocken nicht ein Stündlein Ruh.

Die Straße streifte keines Rockes Saum,
die Menschen sanken tief in Schlaf und Traum,

doch mitten in des Frostes dunkler Pein
hob sich ein Licht mit einsam schüchterm Schein.

Es brannte nicht in einer Lampe Schoß,
in einer Stallaterne stak es bloß.

Und gloste furchtsam sehr und bangverzagt
dem Glück und Elend einer armen Magd.

Die, trotz des Kummers diesem Leben treu,
ein Kind ihm schenkte in Stalldunst und Heu.

Sie und ihr Liebster hatten bis zur Nacht
vor jedem Haus die Bitte dargebracht:

O Menschen, leiht uns für ein gutes Wort
ein Dach und etwas Stroh! Man trieb sie fort:

Gesindel, das am Tage stiehlt und buhlt,
verkommt mit eures Leibes Sündenschuld!

Sie klopften, baten sich die Hände wund,
da kam das Dunkel und die harte Stund.

Im düstern Grau des späten Abends sahn
die beiden eine Stalltür aufgetan.

Sie wankten hin mit wandermüdem Fuß,
ein Ochs und Esel brüllte laut zum Gruß.

Die Nacht war ohne jeden Hall und Klang,
in harter Kälte Holz und Eisen sprang.

Als in dem Judenstädtchen Bethlehem
in einem Stall aus Fichtenholz und Lehm

Ein armes Weib gering und ohne Macht
Herrn Jesu lächelnd hat zur Welt gebracht.

Alfons Petzold


Luc. 2, 8.

Und es waren Hirten in derselben Gegend bei den Hürden, die hüteten
des Nachts ihre Heerde.

Sie hüten ihre Heerden bei der Nacht,
Da klingt es: "Ehre sei Gott in der Höhe,"
Und als ich diese Worte recht bedacht,
Erfüllt mein Herz ein namenloses Wehe.

Nacht ist's auch jetzt, kein Weihnachtssternenschein
Nur Finsterniß bedeckt die ganze Erde;
Wol möchten Schaf' und Hirten angstvoll schrei'n,
Denn ach, - die Wölfe brachen in die Heerde.

Die Feinde nahten sich im Hirtenkleid,
Nicht durch die Thür, - nein, auf ganz and'ren Wegen
Begannen mit den ächten Hirten Streit,
Die zucken schmerzlich unter ihren Schlägen.

Ja, Hirt und Heerde, blutend, krank und schwach,
Gequält, zerrissen, zitternd vor dem Dränger,
Vom Wolf zerstreut - in allertiefster Schmach,
Das fänden jetzt die hehren Weihnachtssänger.

Verklungen ist das Lied aus jener Nacht,
Der Stern verblichen in der Nacht der Sünden.
Die Lippe, die das Jesuskind verlacht,
Will frech das Evangelium verkünden.

So ist es jetzt, und doch kommt ganz gewiß
Die Nacht von Betlehem noch einmal wieder,
Und wieder reißt entzwei die Finsterniß,
Und Engel singen laute Jubelieder;

Und dann naht Jesus - doch ein Kind nicht mehr,
Der große Hirt, mit den durchgrab'nen Händen,
Der Sohn des Vaters, naht Er, - hoch und hehr,
Und zu der Heerde wird Er selbst sich wenden.

Was dann noch übrig, sammelt Er sich ein,
Für Heerd' und Hirten endet dann das Wehe.
Ihr Miethlingshirten! wie wird dann Euch sein,
Bei jenem "Ehre sei Gott in der Höhe!"

Lucie Pfeil


Weihnacht

Ich bin der Tischler Josef, meine Frau, die heißet Marie.
Wir finden kein' Arbeit und Herberg' im kalten Winter allhie.

Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern nicht ein Unterkunft für mein Weib?
Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern, zu betten den schwangren Leib. -

Ich hab kein Bett für Bettelleute doch scherts euch nur in den Stall.
Gevatter Ochs und Base Kuh werden empfangen euch wohl. -

Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad und für die warme Stub.
Der Himmel lohns euch und unser Kind, seis Mädel oder Bub.

Marie, Marie, was schreist du so sehr? - Ach Josef, es sein die Wehn.
Bald wirst du den elfenbeinernen Turm, das süßeste Wunder sehn. -

Der Josef Hebamme und Bader war und hob den lieben Sohn
aus seiner Mutter dunklem Reich auf seinen strohernen Thron.

Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh sagt Vater Unserm den Dank.
Und Ochs und Esel und Pferd und Hund standen fromm dabei.

Aber die Katze sprang auf die Streu und wärmte zur Nacht das Kind. -
Davon die Katzen noch heutigen Tags Maria die liebsten Tiere sind.

Klabund


Christi Geburt

Im Lenz, wenn Nebel vergeht und Wind,
Wird wieder geboren das Jesuskind.
Der Geist in der Lust, im Fluß, im Hain,
Das mag der holde Erlöser seyn.
Drum die Natur sich sehr erfreut,
Und schmückt in der Hoffnung grünem Kleid.

Vor Hirten, die sinnend der Sterne Pracht
Am Himmel schauen in klarer Nacht,
Im Felde sich zeigen die Engelein,
Sie schweben und beben in Mondenschein;
Und singen: Es stieg der Heiland groß
Aus des Frühlings, der holden Maria Schoß.

Der reinste Thau ist sein einziger Trank,
Zum Himmel lächelt er stundenlang,
Zum Himmel er hebt seine kindliche Hand,
Zur Erde gebunden mit Blumengewand.
Sein Lallen ist Zephyr; die Wiege die Au';
Die Augen funkelndes Himmelblau.

"Ach Hirten, wandert nach Bethlehem fort
Und rührt die eiskalten Herzen dort!
Laßt Jeden hinaus auf die Felder gehn
Das Kind in den zarten Halmen zu sehn,
Daß bald das Lächeln von seinem Mund
Mach' ihnen den Himmel im Herzen kund."

So singen die Engel im himmlischen Schein.
Die Hirten gehn in die Stadt hinein;
Erzählen, was sie so selig gemacht,
Und werden verspottet und ausgelacht.
Dann suchen sie wieder den Anger gern;
Anbeten das Kind, und preisen den Herrn.

Und es blinkt der Stern am Himmel hervor
Und winkt die Fürsten aus Ostens Thor,
Und Strahlen kommen aus Morgenland
Und knieen zur Erd' und küssen die Hand,
Und preisen des Heilands selige Nacht,
Der kindlich der Mutter am Busen lacht.

Und heben sich wieder vom Boden hold
Als Blumen in Purpur und Sammt und Gold,
Unschuldige Seelen, fromm entzückt,
Halb steigend, halb zur Erde gebückt;
Und reichen die Kelche zum jährlichen Zoll
Voll Weihrauch, duftender Myrrah voll!

Adam Gottlob Oehlenschläger


Christi Geburt

In nied'rer Hütte ward das Kind geboren
Aus einer Jungfrau Schooß, der reinen, klaren,
Sie legt es in die Kripp', um es zu wahren:
Das Knäblein, zu der Menschheit Heil erkoren.

Da strömen Engel aus des Himmels Thoren,
Posaunen tönen und durch heil'ge Schaaren
Läßt Gott der Herr den Hirten offenbaren,
Daß nun das neue Bündniß sei beschworen.

Der Lichtglanz, den das Kindlein von sich sendet,
Ist sonnenhell, daß er die Augen blendet
Der knie'nden Schäferschaar, die leis' sich wendet.

O Strahlen! war's ein Wunder, daß ihr scheuchtet
Der Aermsten Blick' und sie mit Thränen feuchtet,
Die ihr das Weltall flammend bald durchleuchtet!

Leo Nagel


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