Gedicht zu Weihnachten
Ob auch der Weihnachtsbaum
Erstrahlt in prächt'gem Licht
Und manche reiche Gab'
Den eitlen Sinn besticht -
Ich weiß zwei Lichter -
Wenn diese fehlen, dringt trotz hundert Kerzen
Kein Freudestrahl in weiche Menschenherzen.
Dann beut das hehre Fest
Nur äußerliche Pracht,
Jedoch im Herzen tief
Verborg'nes Grämen wacht ...
O, daß die Augen
Der Mutter nie und nimmer möchten fehlen,
Mit mildem Glanz die Weihnacht zu beseelen!
Franz Josef Zlatnik
Die Sterne stehn am Himmel,
Die Erde deckt der Schnee -
Der Abendglocken Läuten
Steigt schwellend in die Höh.
Das ist der Weihnachtsabend,
Sein Frieden winkt der Welt,
Und auch die kalten Winde
Gehn leiser über's Feld.
Auch ich empfand den Frieden,
Als ich noch jünger war,
Als heller noch die Augen,
Und blonder noch das Haar.
Da schaut' ich fast geblendet
Zum lichterreichen Baum,
Und mit den Christgeschenken
Spielt' ich sogar im Traum.
Jetzt seh ich auf zum Himmel
Mit seiner Sternenpracht;
Der ist mein Baum für heute
In dieser Weihnachtsnacht.
Die Schranken sind gefallen,
Die mir die Kindheit zog -
Die Lichter war'n mir nahe,
Die Sterne stehn zu hoch.
Mein Sehnen und mein Sinnen -
Zur Ferne ist's entrückt:
Du weißt es, Gott im Himmel -
Du weißt es, was mich drückt.
Karl Schmitt
Wie ich auch umher mag blicken
In der Gärten weitem Raum,
Nirgends kann ich doch entdecken
Einen heim'schen Tannenbaum.
Lorbeer, der um Siegerstirnen
Du dich schlangst als heil'ger Kranz,
Schmücke dich zur Weihnachtsfreude
Heut mit Kerz' und Flitterglanz.
Siegreich ist herangebrochen
Der Erlösung Morgenroth,
Und ein Sieger ist geboren,
Der besiegte Grab und Tod!
Franz von Holstein
In der Weihnacht, in der Weihnacht,
Da ist großer Glanz,
Und die Wonne und die Wonne
Füllt die Seele ganz.
In der Weihnacht, in der Weihnacht,
Die gottselig ist,
Kommt vom Himmel, kommt vom Himmel
Der Herr Jesus Christ.
In der Weihnacht, in der Weihnacht
Singt der Englein Schaar:
Ehre, Ehre, Freude, Friede,
Friede immerdar.
In der Weihnacht, in der Weihnacht
Ruht das Gottesheil,
Und sein Leben, und sein Lieben
Wird der Welt zu Theil.
Friedrich Ludwig
Ehre sei Gott in der Höhe,
Allen Erdenkindern Friede,
Dröhnt es mächtig von den Thürmen,
Tönt es fort im heil'gen Liede.
Sei gegrüßt, o Weihnachtsstunde,
Die uns neu beseligt heute,
Weihnachtsfest, du Fest der Liebe,
Fest des Friedens und der Freude.
Weit hinaus in alle Lande
Trägt der Wind die Engelskunde,
Daß der Gottmensch einst versöhnend
Niederstieg in dieser Stunde.
Und der Geist der Liebe schwebet
Durch des Weltalls weite Räume,
Friede - Segen niederthauend,
Wunderbare Himmelsträume.
Aus der Kindheit reinen Zügen
Strahlt die Liebe heute wieder,
Liebe senkt in alle Herzen
Mildversöhnend sich hernieder.
Im Palaste, in der Hütte
Baut sie einen Thron sich heute,
Und das Elend selbst empfindet
Einen Augenblick der Freude.
Millionen Kerzen flammen,
Deren Jede es verkündet,
Daß die Völker aller Zungen
Heut' ein neues Band verbindet.
Und auf duft'gen Weirauchwolken
Steigen himmelwärts Gesänge,
Dankgebete - Jubelhymnen
Und der Kindheit Freudenklänge.
Welch' ein Singen - welch' ein Preisen,
Welch' geheimnißvolles Rauschen,
Als ob Erd' und Himmel heute
Ihre Liebesgrüße tauschen.
Und dazwischen klingt es mächtig
In der Glocken Ton - im Liede:
Ehre sei Gott in der Höhe,
Allen Erdenkindern Friede!
Fritz Brentano
Die strahlenden Lichter am Tannenbaum,
Und ein lachendes Kindergesicht,
Sie gleichen dem leuchtenden Sonnenstrahl,
Der durch Morgennebel sich bricht.
Die dämmernde Ferne, verschwommen und grau,
Verhüllt all' die farbige Pracht;
Was das Auge entzückt, das Herz erfreut,
Liegt träumend in schlummernder Nacht.
Da zittert Ein Lichtstrahl durch's dunkle Gewölk
Wie durch magischen Zauber erhellt,
Strahlt in goldigem Glanze, in Märchenpracht,
Die jubelnd erwachende Welt.
Die graue Sorge umfängt unsern Sinn,
Verhüllt uns das ewige Licht;
Wir tappen suchend im Dämmer hin,
Wir irren - und finden es nicht.
Du goldenes Licht, vom Himmel gesandt,
Du flutende Liebesgewalt
Am Weihnachtsfest, unter'm Tannenbaum
Gewinnest du wieder Gestalt.
Frederike Rohrbeck
Die liebe heilige Nacht kam wieder
Und ihre Bäume blühten licht,
Es wachten auf die alten Lieder,
Davon das Buch der Bücher spricht.
Ich stand vor einem Kerzenbaume
Und spürte, wie sein goldner Schein
Mich wieder lockte zu dem Traume
Entflog'ner Kinderzeit hinein.
Und da erfuhr ich's tief im Herzen,
Wie einst das Kindlein Wunderbar
Zur Süne auch für meine Schmerzen
In diese Welt geboren war.
Wie es mit seinem Gnadenschimmer
Die Winternacht zum Tag entfacht,
So scheucht's auch aus der Seele immer
Mir, was sie trüb und düster macht.
Was jahresüber mir im Herzen
Erstarret und verdunkelt war
Es schmilzt am Licht der Christbaumkerzen,
Die Weihnacht macht mir's wieder klar.
Carl Altmüller