Gedicht von der Krippe


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Herberge

1814

In der Herberg ist kein Raum!
Zu dem Stall Maria gehet,
Und ihr naht ein Himmelstraum,
Wo das Tier voll Staunen stehet.

Den der Himmel selbst kaum faßt,
Wird im schlechten Stall geboren,
In der Krippe liegt ein Gast,
Dem das ew'ge Reich erkoren.

Merke das, du Menschenherz,
Denke das an jedem Morgen -
Auf, die Blicke himmelwärts,
Und vergiß die kleinen Sorgen!

Herz, im irdischen Gedräng
Findst du nimmermehr Genüge:
Wird die Erde dir zu eng,
Denke nur an Jesu Wiege.

Max Schenkendorf


Frohe Weihnacht

Kindlein, wo bist du?

Es sehnt und sucht, was in mir ist,
Den neugebornen heil'gen Christ;
Will fragen gehn von Haus zu Haus,
Will forschen Land und Leute aus:
Sagt an,
Wo ich ihn suchen und finden kann.

Jerusalem, du Königsstadt,
Wo Davids Arm gewaltet hat,
Find' ich in deiner Herrlichkeit
Das Kindlein, das mein Herz erfreut?
O nein!
Such' anderswo das Kindelein!

Sagt, find' ich an Herodis Thron
Den menschgewordenen Gottessohn?
Find' ich ihn in des Römers Zelt,
Der hier das Schwert des Kaisers hält?
O nein!
Such' anderswo das Kindelein!

Ihr stolzen Mauern Jericho's,
Bergt ihr das Kind in eurem Schooß?
Gibt Hebron mir vielleicht Bescheid,
Die Stadt, wo Könige geweiht?
O nein!
Such' anderswo das Kindelein!

O Kindelein! war dir genehm
Vielleicht das kleine Bethlehem,
Wo König David's Wiege stand,
Du selber David's Sohn genannt?
Sag' an,
Wo ich dich suchen und finden kann.

Ich frag' und geh' von Haus zu Haus -
So tret' ich in das Feld hinaus:
Du armer Stall, der einsam steht,
Hast du, wonach mein Sehnen geht?
Eia! Eia!
Das süße Kindlein das ist da.

Das süße Kindlein das ist da,
Die süße Mutter steht ihm nah'
Und zeigt der frommen Hirtenschaar
Das Heil der Welt, das sie gebar.
Eia! Eia!
Das süße Kindlein das ist da.

O kann es sein? kann's möglich sein?
Im Stalle mein Christkindelein?
Der große Gott ein armes Kind,
Noch ärmer, als wir selber sind?
Eia! Eia!
Das süße Kindlein das ist da.

Friedrich Wilhelm Grimme


Der Stall zu Bethlehem

Du armer Stall, wie bist du reich!
Nicht Königshallen sind dir gleich:
Du birgst in deinem Strohgezelt
Den Herrn der Himmel und der Welt.

Ihr Pfosten von vermorschtem Holz
Geht über Marmor blank und stolz,
Die ihr in eurer Mitte hegt
Ihn, der des Himmels Säulen trägt.

Kein Fürstenthor von Gold und Stahl
Gleicht dir, du Thürlein schlicht und schmal:
Du führest ja zu Ihm hinein,
Durch den wir gehn zum Himmel ein.

Kein Fürst, kein König Salomon
Hat also hocherhab'nen Thron,
Wie du, armselig Kripplein, bist:
Du trägst den Herrscher Jesus Christ.

Ein Tempel ward der Stall fürwahr,
Das Kripplein ist der Hochaltar,
Als Priester sind die Engel da
Und singen hell das Gloria.

Friedrich Wilhelm Grimme


Die Krippe

Vom Kinde, das im Kripplein lag,
Ging aus ein Schein, wie lichter Tag -
Maria, Joseph stehn dabei
Und beten's an in frommer Scheu.

Die Himmelsschaar der Cherubim
Verhüllt ihr Angesicht vor ihm,
Und von dem Feld die Hirten nah'n
Und beten ihren Heiland an.

Die unvernünft'ge Creatur
Schaut unverwandt zur Krippe nur:
Sie ahnt, daß auf der harten Streu
Das Kind ihr Herr und Schöpfer sei.

O Mensch, o Christ! nun sei nicht lau,
Dem Kindlein auch ein Kripplein bau',
Bau's ihm in deines Herzens Schrein -
Da wohn' und herrsch'es ganz allein.

Friedrich Wilhelm Grimme


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