Weihnachtserinnerungen


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Weihnachtserinnerungen

Weihnachten

Hoher Mittag war es, und ich lag
Einsam in der Campagna Roms,
Neben mir Grab und Sarkophag,
Vor mir das Wogen des Stroms,
Und überall sonniger, holder Tag.

O welche Sprache reden hier und wüßten
Die Steine, welche Worte
Vernahmen sie! Von Lippen, die sich küßten,
Von Lippen, die des Fiebers Glut verdorrte,
Worte von Geist und Freude sprühend,
Geflüsterte, von Leidenschaft erglühend,
Worte, die in letzten Willen niederlegten
Weltgeschicke, Zeiten überragende,
Worte, letzte, klagende,
In Schmerz und Wahnsinn ausgehauchte,
Worte, zornvoll wie in Blut getauchte! -

Weihnachten war,
In goldnen Garben neigte das Jahr,
Das südliche sich, und ich gedachte
Der fernen Heimat, und wie dort
Dämmrung und Nebel das Land umnachte,
Und wie die Tage schleichen fort
Voll Schwermuth - da mit einemmale
Vernahm ich fremde, wilde Gesänge,
Es rauscht und quillt in den Bogen
Der Aquäducte, und im Sonnenstrahle
Im glühenden heraufbeschworen
Erblickt' ich Rom, das Rom der Imperatoren,
Mit seinen Tempeln und Siegesthoren
Todtenhaft ernst und marmorfahl,
Und näher ertönten und lauter und wilder,
Posaunen, Hörner und Jubelrufen;
Ich sah den Triumphzug kommen, die Götterbilder.
Von Priestern getragen hinan die Stufen
Zur Säulenhalle, die Straße scholl
Von ehernen Schritten, von Rossehufen
Und Wagengeroll,
Dem Cäsar folgten mit Kränzen und Kronen
Die beutebeladnen Legionen,
Die Waffen blitzten, es schwankten Trophäen,
Es jauchzte das Volk, und ich sah die Blicke,
Die blutdurstheißen, nach Opfern spähen,
Nach hingebeugter Besiegter Genicke.

Es naht der Zug, und in der Schaar
Gefangner bin ich selbst, ein blonder Barbar,
Verwundet, gefesselt, zum Tode bestimmt,
Bestimmt in unerhörten Leiden
Die Augen des rasenden Pöbels zu weiden.
Sie höhnen mich, aber wie hochergrimmt
Mein Herz auch pocht, ihr Höhnen und Spucken
Ertrag ich still hinbrütend, ich fühle
Die Schmach nicht mehr, mein letztes Zucken
Wird bald ihr Fest sein, da gewahrt
Mein Blick hoch über dem Gewühle
Das Antlitz eines Erhabnen, so mild
Und mächtig zugleich! Das reinste Bild
Vollkommner Menschheit! und jetzt erhebt
Der Hohe wie richtend den Finger,
Da leuchtet's am Himmel, die Erde bebt,
Es stürzen ein die Zinnen, die Zwinger,
Die Obelisken, die Säulen, es sinkt in Staub
Das Werk der Jahrhunderte, nur allein
Das Bildniß nicht, es ist höchstes Sein
Und Leben geworden, und während der Raub
Von allen an allen, und während die Hand
Der Zerstörung erlahmt, sieh da, das Land
Der Heimat seh ich wieder, seh es winken
Durch Tannendunkel glanzerhellt,
Es kommt die Nacht, und Kerzen blinken,
Festfreude leuchtet, auf eine Welt
Der Kindheit und Unschuld sieht nun das Bild
Sieht jenes Antlitz ernst und mild
Hernieder aus den Sternenräumen
Herniederschaun aus den Christnachtbäumen.
Dort aber, von den Aeonen,
Dort ragt es ewig, als die der Erde
Gegebne Zeugschaft vom ersten Wohnen
Befreienden Geistes auf ihr, und daß dauern werde
Wenn sonst kein Denkmal von ihr bliebe,
Dauern bis zum letzten Atom die Liebe.

Hermann von Lingg


Weihnachten

Gefeiert wurde schon in grauen Tagen
Das Fest der Wintersonnenwende:
Der Sonnenheld besiegt die Finsternis.
Vor seinem Strahlenblick verrinnt die Nacht,
Die auf der Erde lang genug gebrütet.
Wir wissen es, wir fühlen es, wir jubeln:
Weihnachten, seid gegrüßt!
Willkommen Allen, die nach Licht sich sehnen,
Ob sie in Tempeln vor Altären knieen,
Ob sie im Stillen beten zu dem Einen:
Es ist derselbe große, ew'ge Gott,
Der aus der Blume zarten Schönheit leuchtet,
Der im Geschlecht der Hochwaldtannen ragt
Und dessen Antlitz Erd' und Himmel sind -
Der Gott, der auch in Herzen wohnen muß,
Wenn er nicht tot sein soll für alle Welt.

Die Menschheit ruft nicht mehr nach solchen Helden,
Die mit dem Schwerte ihren Brüdern helfen.
Wir feiern die Erleuchteten, Erlösten,
Die liebesstark und geistesmächtig sind.
Das sind allein die Helden uns'rer Tage,
Des Himmelreiches Söhne auf der Erde;
Die Menschen in der Nacht, die Hassenden,
Die aber sind die Drachen uns'rer Zeit.

Ist nicht der Weihnachtsbaum ein Bild des Lebens?
Die erd'gebund'nen Wurzeln sind die Kräfte,
Die aus der Scholle nach Gestaltung drängen,
Um in die Welt der Formen aufzusteigen.
Die Lichter doch, die im Gezweige glänzen,
Die Geister sind es mit dem Seherblick -
Sie wandeln lebend, leidend unter uns -
Und weisen uns die Pfade zur Erkenntnis.

Ihn, den sie Heiland nennen, sollt' ihr jetzt
Auf keinem blut'gen Kreuz gemartert seh'n.
Er lebt, er ist lebendig unter uns,
Weil alle Niederträchtigkeit und Tücke,
Weil alles Blut, das schon in Schlachten floß,
Die eine Wahrheit noch nicht ausgelöscht:
Daß wir nur einig durch die Liebe werden.
Der Nazarener war der Menschen Bruder,
Weil er das Leid der andern so empfunden
Als wär's die Wunde seines eig'nen Herzens.
"Ihr sollt einander lieben!"
Wer das gesprochen, glänzt für alle Zeiten
Als Wipfelflamme von dem Weihnachtsbaume.

Otto Meixner


Im Dorf um Weihnacht

Weht irgendwo Stimmung durch die Zeit,
So ist's, wenn's im Dorf um Weihnacht schneit;
Die ganze Luft ist voller Musik
Und jedes Auge ein Sternenblick. - - -

Vom Tann hoch über dem Walddorf stapft
Beim Abendläuten, den Bart bezapft,
Der Taglöhner, der sich den Christbaum gestohlen,
- Daß keiner es hört auf naglichten Sohlen,
Darunter ein jeder Span zersplittert
Und selbst die feste Straße erzittert -.
Auf dem einzigen Dorfweg herein,
Hält an dem Backhaus, wo grad' beim Schein
Der rußigen Laterne sein Weib soeben
Den dampfenden Kuchen versetzt ins Leben.
Treulich traben die beiden von dannen,
Sie mit der Diele, Er mit der Tannen
Duftendem Strauß. - Bald schimmern sechs Lichter
Über sechs strahlende Kindergesichter,
Die zugleich mit strahlenden Seelen
Das Zuckergebäck am Bäumchen zählen;
"Vater! Jedem trägt es heut' drei" -
Ruft das Ältste mit jubelndem Schrei.
- - - - - - - - - - -
Beim reichen Bauern tritt noch der Pate
Unangeklopft durch die Tür, um die Gnade
Der größten Brezel, Nüsse und Kleider
- Letztre noch feucht vom Bügeln beim Schneider -
Über das wartende Wissen zu schütten;
Denn das alles sind stehende Sitten!
Jedes weiß genau, was es kriegt,
Und doch ist man verwundert, und wiegt
Alles und jedes die Mutter gemessen,
Ob auch kein einziger Brauch vergessen.
- - - - - - - - - - -
Ist der Kaffee mit Kuchen verschlungen,
Traben die Alten mitsamt den Jungen
- Natürlich, nachdem erst die Schweine und Kühe
Mit Futter versorgt und der dampfenden Brühe,
(Die Türe des Hauses bleibt unverriegelt,
Die Treue im Dorf, noch ist sie versiegelt!) -
Die steilen Treppen zum Kirchlein hinan,
Wo vor dem strahlenden, haushohen Tann
Alles im Feierglanze kniet,
Und iedes im Jesuskind ersieht
Das Licht der Welt, das in die Nacht
Seitdem Licht, Leben und Heil gebracht.
- - - - - - - - - - -
Darnach, bis in den späten Abend,
Bleibt die Jugend des Dorfes trabend
Von Haus zu Haus. In alle Stuben
Gucken neugier'ge Mägdlein und Buben,
Zu wissen, was alles das Christkind beschert,
Und wenn es auch jährlich das gleiche entleert:
's ist heut' doch neue heilige Nacht,
Die bei dem Bürgermeister und Lehrer
Und Pfarrer (die drei, die wiegen schwerer!)
Etwas noch nie Geschautes gebracht...
- Von da ab ist's nur Feiertag!
Am frühen Morgen beim neunten Schlag
Der Turmuhr steht die ganze Gemeind
Wieder um den Altar vereint,
Lauschend der alten neuen Mähr:
"Vom Himmel hoch - da komm' ich her!"
- - - - - - - - - - -
Nachmittags, wenn das Schläfchen gehalten,
Besuchen einand die befreundeten Alten,
Während die Jugend auf schleppenden Schlitten
Die dörfliche Straße ganz blank geritten.

Abends wird in dem einzigen Saale
Im festlich erleuchteten Schullokale
Der Kinder und Armen und Kranken gedacht
Und den Ärmsten ein Päckchen ins Haus gebracht.
- - - - - - - - - - -
Dem Festtag schließt sich ein zweiter an,
Gleich friedvoll ...
Am dritten - da "wandert" man.
Das heißt: Wer Knecht und Magd sich hält,
Sieht sich vor neue Gesichter gestellt.
Statt der "Lies" heißt's nun "Gret", - und statt
"Hannes" heißt's "Peter";
Doch die alten Fehler, die findet bald jeder.
Laut geht's da zu. In bunten Kasten
Den ganzen Besitz, - erschaut man ein Hasten
Der Wandernden, dorfhinaus, dorfhinein,
Mit wildem Johlen und jauchzendem Schrei'n.
Abends umfaßt die Gret' der Hans
Und führt sie zum tollen Wirtshaustanz.
- - - - - - - - - - -
Die kommenden Tage - "Zwischen den Jahren" -:
Im Fluge sind sie von dannen gefahren!
Sag selber: Wardst du's wohl je gewahr,
Wie aus dem alten das neue Jahr
Aufgestiegen?
... Du hörst sie zwar läuten,
Die Mitternachtsglocken, und suchst es zu deuten,
Wie selbst durch des Dorfes Einsamkeiten
Die Füße der Zeit so hurtig schreiten;
Du hörst in dem Wechsel dein eigenes Leben
Hoch auf dem Turm mit den Klängen verschweben
- Nah' dem Friedhof, wo sie schlummert,
Die größre Gemeinde, und friedlich schummert.
Mit den meisten warst du ganz nah verwandt,
Jeden hast du geduzt und gekannt.
Sieh! Ihre Gräber sind überschneit!
Wie gingen sie Alle so weit, so weit!
Mir ist, ich hör' in dem Flockenfallen
Singende Seelen nach Hause wallen.
- - - - - - - - - - -
O trauliches Dörflein - weit weit der Welt,
Des träumendes Herz noch die Stimmen hält
Der Stille und Sterne: gesegnet seist du,
In der Zeiten Unrast die einzige Ruh'!

Karl Ernst Knodt


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