Weihnachtserinnerung


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Weihnachtserinnerung

Unterm Tannenbaum

Der Kindheit Bild soll nichts mir rauben;
Mein Heiligstes behüt' ich wohl!
Wie schöpfte sie den reichsten Glauben
Aus dem bescheidensten Symbol.
Ein wonnig Hoffen ohnegleichen,
Das ihrem reinen Traum entsprang -
So nahm sie alles für ein Zeichen
Von eines Gottes Erdengang.

Ein Tannenästchen auf der Treppe,
Heimlich erhascht vom kleinen Dieb;
Ein Silberfädchen, das der Schleppe
Der ems'gen Mutter haften blieb;
Durch Tür und Ritzen Blitz und Schimmer,
Geheimnis des verschloss'nen Raums -
Und leise weht durch alle Zimmer
Der liebe Duft des Weihnachtsbaums ...

Und dann, wenn die Laternen schienen,
Die Straße lag in Abendruh',
Dann klappten wir mit wicht'gen Mienen
Die bunten Märchenbücher zu;
Und schlichen leise auf den Zehen
Zur Tür mit glühendem Gesicht:
"Still, still, ich hör' das Christkind gehen!
Und jetzt - war das sein Glöckchen nicht?"

O süße Zeit des frommen Schauens,
Da, mild das lock'ge Haupt geneigt,
Ins Reich des kindlichen Vertrauens
Ein güt'ger Engel niedersteigt.
Da wir das Licht für unsre Kerzen
Vom Stern von Bethlehem erflehn,
Und wachend unsre Kinderherzen
Am Tore goldner Himmel stehn.

Und heut'! Die Welt ward uns zu eigen -
Wie liegt der Kindertraum so weit!
Die Sterne tanzen ihren Reigen
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Das Uhrwerk schaun wir und die Rädchen,
Die ohne Endzweck gehn und drehn,
Sehn unser ärmliches Planetchen
Erglühn, erkalten und vergehn.

Vom Sturm der Herbste hingetrieben,
Verweht uns Traum und Lieb' und Glück.
Von unsers Lenzes Rosen blieben
Die kahlen Äste nur zurück ...
Und jeder trägt die Dornenkrone
Des Lebens bis zum letzten Bett
Und nickt den Ehrfurchtsgruß dem Sohne
Des Zimmermanns von Nazareth.

Rudolf Presber


Weihnacht im Süden

Über duft'gen Bergeslinien, gold'nen Feldern, grünen Wogen,
Blaut des Südens wolkenloser, weit gespannter Himmelsbogen.

Leuchtend steigen die Terrassen in der Sonne lichte Gluthen,
Und zum Strande drängen schäumend des Tyrrhenermeeres Fluthen.

Nah' an meiner Bank vorüber treibt ein Hirt die zott'ge Herde,
Mahnt mich an ein müdes, blasses, liebes Fleckchen Heimatherde.

Mahnt mich in dem Schönheitstaumel all der Töne, all der Farben,
An des Nordens keusche Blumen, die wohl lange, lange starben.

Während von Messinas Thürmen die metall'nen Stimmen locken,
Denk' ich an den zärtlich leisen Feierklang der Heimathglocken.

An des Nachbars nied're Hütte, d'rin der Meister schafft und hämmert,
Bis der frühe Winterabend störend ihm in's Stübchen dämmert.

Weihnacht ist's! Ich seh' die Tropfen rinnen von den kleinen Fenstern,
Hör' die Alte heimlich raunen von Verwunschnen und Gespenstern,

Hör' der Kinder athemloses: "Muhme ist's auch wahr?" dazwischen,
Spür' den Duft der Weihnachtsäpfel, die in heißer Röhre zischen.

Wenn es draußen Nacht geworden in dem stillen Spiel der Flöckchen,
Wird der Glanz der Weihnachtskerzen zittern über gold'ne Löckchen,

Kinderstimmen werden klingen voller Jubel, voll Verlangen -
Über meiner deutschen Heimath ist die Weihnacht aufgegangen.

Anna Ritter


Deutsch-böhmisches Weihnachtslied

Das Christkind - redet uns das nur nicht ein!
In Bethlehem soll es geboren sein?
Irgendwo unten im Morgenland
In ewigem Sommer und Sonnenbrand?
Wie kann denn das sein!
Wie soll's denn dort unten geboren sein!

Könnt ihr euch wohl eine Weihnachtszeit
Denken, daß es nicht tüchtig schneit?
Was wär' denn das für ein Christkindelfest,
Daß Gott nicht stöbern und schneien läßt!
Wie kann denn das sein?
Zu Weihnachten muß es ordentlich schnein.

Gibt's denn dort unten Schnee und Eis,
Die Dörfer in Watte, die Wälder schneeweiß?
Sind auch keine Tannenbäumchen dort,
Wären längst in der Mohrenhitze verdorrt!
Drum kann's gar nicht sein!
Auf Christbäume muß es gehörig schnein.

Also, das redet mir niemand aus,
Das Christkind ist hier bei uns wo zu Haus.
Zu schnein am ersten Dezember fing's an,
Schneit weiter zum neuen Jahre dann:
Durch Stöbern und Schnein
Reiten die heiligen drei Könige ein ...

Hugo Salus

Christfesterinnerungen

Unter der Tanne

Jene, die vor mir gegangen sind,
Draußen liegen in Regen und Wind,
Unter der Erde, unter dem Stein,
Wollen im Traum oft bei mir sein.

Hab' ich von Götzen des Markts und der Gassen
Mich nicht unterkriegen lassen,
Rief ich hinter den Zünftigen drein
Trotzig mein: Nein und dreimal nein!
Sieht ein großer stattlicher Mann
Mich aus dunklen Augen an:
"Kämpf und wehr dich; so ist's recht!
Streitbar, Junge, war unser Geschlecht,
Ausgewanderte Hugenotten,
Ließen sich ihren Glauben nicht spotten.
Sag, wie sie, was für Recht du erkannt;
Protestiere als Protestant!"
Und ich schaue, an das ich geglaubt,
Hochgetragen ein Manneshaupt,
Ungealtert und unbesiegt,
Das so lang' im Kissen schon liegt,
In den Locken, dunkel und dicht -
Und ich weiß es: der Vater spricht.

Aber lauf' ich so, kalt und naß,
Durch des Winters Flockenspaß,
Lasse mir sorglos so im Gehn
Scharf den Ost durch die Kleider wehn,
Fühl' ich von Händen unsichtbar geführt,
Leise mich, leis' an der Schulter berührt,
Seh' ich ein Auge, das sorgend wacht:
"Schone dich, Lieber, nimm dich in acht!"
Sehe in Runzeln ein gütig Gesicht -
Und ich weiß es: die Mutter spricht.

Hab' ich in Trotz und in Schuld mich verstrickt,
Daß die Liebste selbst finster blickt,
Daß der Freund, in Treue bewährt,
Brauenrunzelnd den Rücken kehrt,
Seh' ich in frühgebleichtem Haar
Neben mir eine, die teuer mir war,
Die in Träumen die Welt umfing
Und als Wissende sterben ging,
Und ich lese im blauen Blick:
"Hab nur Vertrauen, du findst dich zurück!
Bist ein Wilder; doch schlecht bist du nicht" -
Und da weiß ich's: die Schwester spricht.

Jene, die vor mir gegangen sind,
Draußen liegen in Regen und Wind,
Unter der Erde, unter dem Stein,
Wollen im Traume oft bei mir sein.
Jedes von ihnen hat seine Zeit,
Da rührt es mit Geisterhänden mein Kleid,
Da spricht es leis' im vertrauten Ton:
"Da bin ich, mein Bruder" - "Da bin ich, mein Sohn" ...
Doch brennt die Tanne im Lichterschein,
Dann treten sie alle leise herein.

Und reden zu mir mildfröhlichen Blicks
Mit Stimmen der Jugend, mit Stimmen des Glücks.
Und leben die heilige Stunde lang
Im Schimmer der Kerzen, im Glockenklang.
Und wenn ich lösche die funkelnde Zier,
Dann ist's mir immer, als hülfen sie mir;
Als stürben knisternd nach Flammenbrauch
Die Lichter am Aste vor ihrem Hauch ...

Wer weiß, wann einst meine Kraft verglimmt
Und müde mein Auge den Abschied nimmt
Von allem, was mir des Lebens Baum
Geputzt mit dem Flitter von Hoffnung und Traum -
So leis', wie das Glück die Herzen beschleicht,
So kommen sie wieder und löschen vielleicht,
Wie einst in der Christnacht im Elternhaus,
Mit sorgsamen Fingern die Lichter aus ...

Rudolf Presber


Der Tannenbaum meiner Kinderzeit ...

Der Tannenbaum meiner Kinderzeit,
Der hatte ein dunkelgrünes Kleid
Und Kugeln, bunt, aus Glas gesponnen,
Und goldene Monde und glitzernde Sonnen,
Eiszapfen, von schillernden Fädchen gefaßt,
Die hingen daran. Und vom höchsten Ast,
Ums Bäuchlein die Schärpe, die seidenbraune,
Rotbäckig, das Köpfchen von Porzellan,
Da flattert' ein Engel und blies Posaune. -
Hat's schon auf Großvaters Bäumchen getan.

Tief unten, beschützt von des Engels Gnaden,
In süßen Wachsduft eingehüllt,
Da stand ein kleiner Kaufmannsladen,
Die Büchsen und Schachteln köstlich gefüllt.
Kaffee und Zucker und Senf und Rosinen
Und Zwiebel und Feigen - viel begehrt -
Ich konnt' um die Weihnacht mit allem dienen
Für Speisekammer und Puppenherd.
Die Firma war gut, die Ware gediegen;
Bis abends war das Geschäft in Flor.
Was kam ich mir wichtig beim Messen und Wiegen
Und erst beim Quittungschreiben vor!
Als Würstchentranschierer und Heringszähmer
Fühlt' ich mich wohler als wie beim Latein
Und dacht mir halt oft: "Ich werd' ein Krämer -
Das muß ein herrliches Leben sein!"

Und neben dem Lädchen unter der Tanne,
Da stand ein Stall in der Weihnachtsruh'
Drei Wäglein dahinter für die Gespanne;
Für Schimmel und Schecken und Füchse dazu.
Das Schirren und Fahren, das war ein Vergnügen -
Das Zaumzeug saß so blank und stramm;
Und Sonntags stellt ich zu Viererzügen
Zwei Schimmel, 'nen Fuchs und 'nen Schecken zusamm'.
Und wenn ich, ein müder, kleinäugiger Gähner,
Den Sprung in mein Birkenbett gemacht,
Da dacht' ich: "Ein Kutscher oder ein Trainer,
Werd' ich bestimmt mal. Gute Nacht ..."

Doch neben dem Stall in moosigen Landen -
Ich seh' die Türme und Brücken noch heut -
Hat eine hölzerne Festung gestanden.
Ei ja, was hat sie das Herz mir erfreut!
Frühmorgens, kalt war's und recht noch zum Frieren -
Schlich ich durchs dämmrige, schummrige Haus
Und ging die Wachen inspizieren
Und gab die Parole "Christkind" aus.
Und richtet' die kleinen Messingkanonen
(Tüchtige Mörser ohne Knall)
Und schoß mit rundlichen Zuckerbohnen
Hoch über Laden und Pferdestall.
Abends müd' von der Schlachten Beschwerde,
Dacht' ich: "Wie leicht ist im Leben die Wahl!
Wenn ich kein Kutscher und Krämer werde,
Ei, so werd' ich halt General!"

... Und nun ist es so anders gekommen -
Hab' für die Würste kein Messer gewetzt,
Auf einem Kutschbock Platz genommen
Hab' ich vor Jahr und Jahren zuletzt.
Und - wenn Blut und Eisen verschreiben
Harte Zeiten wieder einmal -
Werd' ich, ich schäm' mich, zu Hause bleiben,
Weder ein Hauptmann noch General.

Bloß ein Schreiber bin ich geworden
Und ein Dichter so nebenbei,
Und ergab mich der Grübelei
Und jongliere mit Rhythmen und Worten.
Aber sieh da, wenn die Tannen düften
Und die selige Weihnacht kam,
Schließ' ich die Augen über den Schriften,
Über Versen und Bücherkram.
Sehnend, erinnernd und ohne Beschwerden,
Unbekümmert um Ruhm und Gewinn,
Fahr' ich mit meinen hölzernen Pferden
Wieder vom Laden zur Festung hin.
Und ich schaue, freudetrunken,
Gütige Menschen um mich her,
Die mit dem lieben Spielzeug versunken
Längst in das Land ohne Wiederkehr ...

Rudolf Presber


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